Den Menschen aus ihrer finanziellen Sackgasse helfen
Schuldnerberater Malte Poppe vom Regionalen Diakonischen Werk Mainz-Bingen steht Überschuldeten mit Rat und Tat zur Seite
22.07.2016
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„Schulden, das ist ein Problem, das wirklich jeden von uns treffen kann, egal aus welchen gesellschaftlichen Verhältnissen der Mensch stammt“, Diplom-Sozialarbeiter Malte Poppe, weiß wovon er spricht. Seit 2001 arbeitet er in dem Bereich der Schuldnerberatung, hat über das Thema sogar schon während seines Studiums in Darmstadt geforscht. Seit Januar 2014 arbeitet er als Schuldner- und Insolvenzberater für das Regionale Diakonische Werk Mainz-Bingen – von dienstags bis freitags in seinem Büro im Beratungszentrum der Diakonie in Ingelheim und montags im Nieder-Olmer Pfarramt. Sein Arbeitsalltag ist geprägt von der finanziellen Not der Ratsuchenden, die seine Sprechstunde besuchen und die er z.T. über Jahre betreut.
„Viele Menschen kommen zu uns, weil der Druck einfach zu hoch geworden ist – der Druck der Gläubiger zu zahlen, der Druck vielleicht in Haft zu gehen, der Druck, dass sich der Gerichtsvollzieher angekündigt hat .“ Diesen Menschen aus ihrer finanziellen Sackgasse heraus zu helfen und ihnen Perspektiven zu zeigen, dass ist Malte Poppes Anliegen. „Unsere Marktwirtschaft funktioniert in der Regel so“, erklärt der 39jährige, „dass wir Dinge, die wir uns leisten möchten, häufig nicht vollständig bar bezahlen können. Wir müssen dafür Kredite aufnehmen und das nennt man Verschuldung, das ist ein ganz normales gesellschaftliches Phänomen“.
Problematisch, ja existenzbedrohend, wird es erst dann, wenn eine Person, vielleicht bedingt durch Krankheit, Arbeitslosigkeit oder Scheidung, seinen Zahlungsverpflichtungen auf absehbare Zeit nicht mehr nachkommen kann: „Das nennt man dann Überschuldung„, so Malte Poppe. „Viele Menschen“, berichtet der Schuldnerberater, „kämpfen lange mit ihren Schulden, versuchen es zu regeln, zahlen jeden Euro, der irgendwie frei wird, an die Gläubiger zurück, um die Schulden zu tilgen“. Aber irgendwann kommt dann der Punkt, da wissen sie nicht mehr ein noch aus. Für diese Menschen ist dann die Sprechstunde, die Malte Poppe im Auftrag des Diakonischen Werkes anbietet, der erste Anlaufpunkt. Sie für jeden, der in der Stadt Ingelheim, in den Verbandsgemeinden Gau-Algesheim, Heidesheim-Budenheim und Nieder-Olm hat, kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.
Das etwa 20minütige Erstaufnahmegespräch soll dazu dienen, dass der Schuldnerberater sich einen ersten Überblick über die Problematik verschaffen: „Meine Hauptaufgabe in dieser ersten Sprechstunde ist es, dem Ratsuchenden die Angst zu nehmen. Die Schuldensituation einzuordnen und erst einmal die Existenz des Schuldners zu sichern, damit Miete, Strom und Lebensmittel bezahlt werden können“. Ist diese Erstaufnahme erfolgt, entwickelt Poppe gemeinsam mit den Ratsuchenden einen Weg wieder Stabilität in seinen Alltag zu bringen und dann eine Perspektive zu schaffen. „Was mir dabei wichtig ist“, erläutert der Sozialarbeiter, „ist, dass ich dem Ratsuchenden die Optionen, die er in seiner Situation hat, darlege. Der Schuldner soll eine bewusste Entscheidung treffen können, wie er seine Schulden abbauen kann. Dazu gehört, dass er auch um die Konsequenzen des einmal eingeschlagenen Weges weiß und einschätzen kann, was er für seine Entschuldung tun kann, was auf ihn zu kommt und vielleicht auch, welche Risiken es vielleicht dabei gibt “.
Was folgt sind, dann nicht nur Arbeitsaufträge für den Schuldner, der z.B. seine Unterlagen zu sortieren und zu ordnen hat. Der Schuldnerberater beginnt nun den rechtlichen Rahmen für die Entschuldung abzustecken. „Dazu müssen wir u.a. die einschlägige Gesetzgebung kennen,“ berichtet Poppe, „Denn hier ändert sich laufend etwas. Viel Verwaltungsarbeit ist nun nötig, aber das bedeutet für mich den Gegenpol zur eigentlichen Beratung“. Und was ist nun das Reizvolle für den Schuldnerberater an dieser Tätigkeit? „Die Menschen, die zu mir kommen sind ganz unterschiedlich“, berichtet Malte Poppe, „Jeder Fall ist etwas Einzigartiges und immer wieder eine neue Herausforderung, weil jeder Fall nicht nur eine individuelle Beratung benötigt, sondern auch rechtlich anders zu bewerten ist. Außerdem macht es mir Spaß zu verhandeln, Ziele zu erreichen für den Klienten, aber auch dem Gläubiger ein Stück weit zu seinem Anspruch zu verhelfen, und so ein Bindeglied zwischen Gläubiger und Schuldiger zu sein“. Aus diesem Grunde geht Poppe, trotz der manchmal bedrückenden Thematik, mit Freude zur Arbeit: „Ich habe etwas gefunden, was mir Spaß macht und das ist eher selten im Leben, dass man sagen kann, man hat eine Arbeit gefunden, die ein Stück weit befriedigend ist. Menschen zu beraten, über die Wahlmöglichkeiten zu informieren, eine Entscheidung herbei zu führen und an dieser Entscheidung dann gemeinsam zu arbeiten, so verstehe ich auch soziale Arbeit“.
Und so können Sie Kontakt aufnehmen:
Beratungszentrum Ingelheim
Georg-Rückert-Str. 24
55218 Ingelheim
Tel.: 06132/ 78 94 0
Fax: 06132/ 78 94 10
E-Mail: ingelheim@diakonie-mainz-bingen.de