Evangelische Kita-Fachkräfte werden zu herausforderndem Verhalten geschult
Schwierige Kinder sind Kinder in Schwierigkeiten
shg
Die Kita-Leitungen des Evangelischen Kindertagesstätten im Westerwald wurden von Dr. Klaus Fröhlich-Gildhoff (rechts) und Kita-Fachberaterin Katja Wüst (sechste von rechts) zu herausforderndem Verhalten von Kindern mit der Methode „HeViKi“ geschult. Die Geschäftsführerin der evangelischen Kitas im Westerwald, Sabrina Wittwer, (vierte von links) hatte ins Westerburger Pfarrer-Ninck-Haus eingeladen.
17.12.2025
shgo
Artikel:
Download PDF
Drucken
Teilen
Dazu zeigen Studien, dass Kinder, die besondere Aufmerksamkeit auf sich ziehen, einen Großteil der Zeit und Energie der Fachkräfte binden. „Viele Kolleginnen und Kollegen fühlen sich in solchen Situationen zunehmend hilflos, da es nur wenige gut evaluierte Konzepte für die pädagogische Praxis gibt,“ sagt Sabrina Wittwer, die Geschäftsführerin der zwölf evangelischen Kindertagesstätten im Westerwald. „Deshalb sind wir froh, als Träger alle unsere Kita-Leitungen und Stellvertretungen mit einem gut erprobten Konzept schulen zu können: HeViKi (Ressourcenorientierte Begegnung mit herausfordernd erlebtem Verhalten von Kindern in Kindertageseinrichtungen).“
Zukunftsweisende Methode erlernen
Diese Methode wurde am Zentrum für Kinder- und Jugendforschung (ZfKJ) an der Evangelischen Hochschule Freiburg entwickelt, sie verfolgt eine systematische Qualifizierung von Kitateams, um durch reflektierte Beobachtungen, fundierte Analysen und gezielte Handlungsplanung die Kompetenzen der Fachkräfte zu erweitern. Die Fachberaterin für Kindertagesstätten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Katja Wüst, ist als Initiatorin und Mitreferentin der Schulung von der Methode überzeugt: „Das Modell ist zukunftsweisend, um alltägliche Stresssituationen abzubauen und den Ursachen für herausforderndes Verhalten auf den Grund zu gehen. Dieser Ansatz erhöht die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeitenden, reduziert ihre Belastung und wirkt sich positiv auf die Entwicklung des kindlichen Verhaltens aus.“
Systematisch und geplant handeln
Die 24 Leitungspersonen der evangelischen Kitas im Westerwald konnten sich in einer viertägigen Fortbildung zum Umgang mit herausforderndem Verhalten von Kindern qualifizieren. Sie wurde vom Entwickler der Methode, Dr. Klaus Fröhlich-Gildhoff, Entwicklungspsychologe und langjähriger Professor an der Evangelischen Hochschule Freiburg, geleitet. „Wenn Erzieherinnen und Erzieher sich durch Verhaltensweisen herausgefordert sehen, wird schnell nach einem Mittel gesucht, um diesen schnell und wirkungsvoll zu begegnen. Das Verhalten der Kinder hat jedoch vielfältige Ursachen, die in ihrer Familiensituation, aber auch in der Situation in der Kita liegen können. Daher ist es wichtig, nicht aufgrund einer Beobachtung vorschnell zu agieren, sondern systematisch und geplant zu handeln“, sagt Dr. Fröhlich-Gildhoff.
Kindern angemessen helfen
Anstelle intuitiver oder kurzfristiger Reaktionen bietet das Konzept einen klaren Handlungskreislauf aus Beobachten, Verstehen, Analysieren, Handeln und Überprüfen an. Studien zeigen, dass der Anteil der Kinder, die potentiell mehr Aufmerksamkeit benötigen, bei rund 20 Prozent liegt. Der Ansatz richtet sich dabei sowohl an Kinder, die durch impulsives oder lautes Verhalten auffallen, als auch an stille, zurückgezogene Kinder, deren Bedürfnisse im Alltag oft weniger sichtbar sind.
Vor Überforderung schützen
Dr. Fröhlich-Gildhoff machte deutlich, dass es nicht mehr schwierige Kinder gebe, aber die Anforderungen an die Kitas zugenommen haben: Kinder werden länger betreut, die Altersspanne in den Kitas ist deutlich gestiegen, Familienstrukturen seien im Wandel. Das führe dazu, dass die Anforderungen an Kindertageseinrichtungen beständig wachsen. Wichtig ist, nicht die Kinder zu stigmatisieren, sondern die Fachkräfte vor Überforderung zu schützen und zu einem pädagogisch sinnvollen Verhalten in herausfordernden Situationen zu befähigen, sind sich Veranstaltende und Teilnehmende der Schulung einig. Die Kita-Leitungen sollen als Multiplikatoren fungieren und das systemische Vorgehen in die Teams der Einrichtungen tragen, sodass das erworbene Wissen nachhaltig in den Kindertagesstätten verankert wird. Ziel ist es, Kindern, insbesondere jenen, die in belastenden Situationen stecken, frühzeitig und angemessen zu helfen.
