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Gemündener Klaus Kirchhöfer musiziert im Posaunenchor und blickt auf sieben Jahrzehnte zurück

Seit 70 Jahren Musik für den Herrn und die Freude

bonKlaus Kirchhöfer und sein Flügelhorn.

Westerwaldkreis. Der kleine Klaus kann’s kaum fassen: Mit seinen zwölf Jahren darf er im Posaunenchor mitspielen – er, der erst seit einigen Wochen Tenorhorn bläst. Es ist Heiligabend; Klaus intoniert eine Fantasie über „O Du Fröhliche“ – und platzt fast vor Stolz, als er neben den „Großen“ sitzt ...

Das war vor 70 Jahren. Heute ist Klaus Kirchhöfer 82 und selbst einer der Großen: Seit mittlerweile sieben Jahrzehnten musiziert er im Evangelischen Posaunenchor Gemünden.

Vom Akkordeon zum Horn

Eine lange Geschichte; aus der Not heraus geboren: „Zum elften Geburtstag haben mir meine Eltern ein Akkordeon geschenkt“, erinnert sich der Gemündener. „Mein Lehrer merkte aber schnell, dass das keinen Sinn ergibt: Ich konnte meine Hände nicht unabhängig voneinander koordinieren. Das Thema Akkordeon hat sich also schnell erledigt.“ Etwas Gutes hatte die Episode aber: Am Akkordeon lernt Klaus Kirchhöfer Noten lesen – und das kommt ihm wenige Monate später zugute. „Unser Posaunenchor war auf Nachwuchssuche. Da hatte ich Lust drauf: Ich bekam ein Tenorhorn, ein älterer Bläser schrieb mir die Griffe auf, und als ich eine saubere Tonleiter spielen konnte, machte ich mit. Das ging recht schnell, denn Noten kannte ich ja schon.“

Ergriffen an Heiligabend

Im Posaunenchor und am Tenorhorn findet Klaus Kirchhöfer seine musikalische Heimat. Und seine geistliche: „Ich mag die Kameradschaft. Und dass ich den Gottesdienst mitgestalten kann. An Heiligabend ist das besonders bewegend: Nach der Predigt gehen die Lichter aus und wir spielen ,Stille Nacht‘. Währenddessen muss ich oft kurz absetzen, weil ich so ergriffen bin. Solche Gänsehaut-Momente genieße ich sehr.“ Besondere Momente erlebt der Gemündener in den vergangenen sieben Jahrzehnten viele: während der Gottesdienste, den Martinszügen, den Seniorenfeiern, die der Posaunenchor musikalisch begleitet. Aber auch bei den besonderen Auftritten. „Die Posaunentage waren immer ein Erlebnis“, sagt Kirchhöfer: „Dort habe ich mit vielen Tausend Bläserinnen und Bläsern musiziert.“

Keine Lust auf den Bassschlüssel

Und das nicht nur auf dem Tenorhorn. In den frühen 1980er-Jahren wechselt Klaus Kirchhöfer, der inzwischen auch Vorsitzender des Ensembles ist, das Instrument. „Unser Posaunenchor ist damals von der B- auf die C-Notation umgestiegen. Auf dem Tenorhorn hätte ich dafür den Bassschlüssel neu lernen müssen – was ich aber nicht wollte“, sagt er lächelnd. Er wechselt zum Flügelhorn. Für Klaus Kirchhöfer ist der Instrumentenumstieg eine weniger große Umstellung als das Erlernen eines neuen Notenschlüssels.

Gute Stimmung bei der Probe

Auch an seinem neuen Instrument fühlt er sich schnell wohl und genießt die regelmäßigen Proben am Dienstag. „Wir haben noch eine große Auswahl an Notenmaterial. Es wird also nie langweilig. Und die Stimmung während der Probe ist prima. Für die, die mitmachen, ist das eben eine Herzenssache“, sagt er. Vielleicht auch deswegen, weil es dort seit Jahrzehnten ein schönes Ritual gibt: „Am Ende der Probe spielen wir einen Choral und verbinden ihn mit einer kurzen Andacht – als Impuls für die neue Woche“, erzählt er.

Wo ist der Nachwuchs?

Sorgen macht ihm nur der Nachwuchs. Die meisten der sieben aktiven Mitglieder sind zwischen 50 und 70 Jahre alt; Jugendliche gibt’s kaum. „Ich hoffe, ich erlebe es nicht mehr, dass das alles wegen Nachwuchsmangels aufhören muss“, sagt er. Dabei sind die Voraussetzungen gut, glaubt der Musiker: Die jungen Menschen bekommen Instrumente gestellt und werden kostenfrei ausgebildet; der Posaunenchor wirbt in Schulen um den Nachwuchs. Bisher allerdings mit mäßigem Erfolg.

Täglich übt er

Aber Klaus Kirchhöfer macht trotzdem weiter. Oder gerade deswegen. Auch, wenn seine Finger bei den tiefen Tönen nicht mehr so flink sind wie früher. „Aber ein paar Jährchen kann ich noch“, sagt er schmunzelnd. „Ich übe auch noch täglich und habe Spaß daran. Wenn ich mich quälen müsste, würde ich’s lassen.“ (bon)

Am Samstag, 30. November, wird Klaus Kirchhöfer im Abendgottesdienst um 18 Uhr in der Stiftskirche Gemünden geehrt.

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