Menümobile menu
Info

„Selbstverständlich Grenzen setzen“

Nicole Weisheit-ZenzSunny Graff (5. von links) mit der Urkunde der Preisverleihung und den Podiumsdiskutant*innen.

Der Landesverband Evangelische Frauen in Hessen und Nassau hat im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung in der Mainzer Christuskirche den diesjährigen Katharina-Zell-Preis an Sunny Graff verliehen. Die engagierte Aktivistin und Feministin erhielt den Preis für ihr langjähriges Engagement dafür, Frauen* und Mädchen stark und selbstbewusst zu machen.

„Mit ihrem Verein „Frauen in Bewegung“ lehrt Sunny Graff Mädchen und weiblich gelesene Personen, wie sie aus der Zuschreibung der hilflosen Opfer herausfinden und ganz selbstverständlich Grenzen setzen können“, so Claudia Altwasser, stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Frauenrats und Vizepräsidentin des Landessportbunds Rheinland-Pfalz. Mit diesen Worten begründete die Laudatorin die Verleihung des Katharina-Zell-Preises 2024 an die Frauenaktivistin und Mitgründerin des Kampfsportvereins Frauen in Bewegung e.V., Sunny Graff. Sie erhielt den Preis für ihren nachhaltigen Einsatz gegen Gewalt an Frauen und ihr großes Engagement für neue Rollenbilder.

Sunny Graff, die mit ihrem Lebenswerk Tausende von Frauen gestärkt hat, ist beeindruckt vom Leben und Wirken der Reformatorin Katharina Zell, die unerschrocken für ihre Überzeugungen eintrat. Als ehemalige Taekwondo-Weltmeisterin und Gründerin des Vereins „Frauen in Bewegung e.V.“ hat sie sich der Gewaltprävention und Stärkung von Frauen verschrieben. Seit über 40 Jahren zeigt die heute 73-Jährige diesen in ihren Kursen zur Selbstbehauptung und -verteidigung, wie sie gut auf sich achten, Grenzen setzen und sich gegen Gewalt wehren können. Auch vor der Preisverleihung trainierte sie dies mit einer Gruppe Frauen und Mädchen. „Wir müssen nicht brav sein und auf Anerkennung hoffen“, betonte Sunny Graff in ihrer Dankesrede. „Jede Frau und jedes Mädchen kann und soll sich wehren.“ Gewalt ist nicht nur eine Bedrohung durch Fremde auf der Straße, sondern findet oft in engen sozialen Beziehungen statt. Umso wichtiger sei es, darüber zu sprechen und sich gemeinsam stark zu machen. Daher liegt ihr besonders am Herzen, möglichst viele Mädchen schon in Grundschulen zu erreichen, um präventiv zu wirken. Mit 1000 Euro fördert die Katharina Zell-Stiftung zudem ein Projekt von Sunny Graff für Mädchen mit Behinderung, eine gute Überraschung für die Preisträgerin.

„Die Zahlen von häuslichen Gewalttaten und Femiziden steigen drastisch an; der zunehmende Sexismus und die steigende Akzeptanz von Gewalt gegen Frauen, nicht nur im Netz, sind erschreckend und alarmierend“, betont Anja Schwier-Weinrich, Jurymitglied und geschäftsführende Pfarrerin im Landesverband Evangelische Frauen in Hessen und Nassau. „Sunny Graff stellt sich diesen Entwicklungen kämpferisch in den Weg und ermutigt andere Frauen, dies ebenfalls zu tun.“

Podiumsdiskussion zur Gewaltprävention

Im Anschluss an die Preisverleihung fand in der Kirche eine Podiumsdiskussion statt zum Thema „Das Schweigen brechen - die Gewaltspirale stoppen“. Dr. Heike Jung vom Familienministerium Rheinland-Pfalz betonte die Bedeutung eines breit gefächerten Beratungsangebots und kündigte an, dass das Land diese Unterstützung weiter ausbauen werde, um Frauen besser zu schützen. Laudatorin Claudia Altwasser hob die finanzielle Gleichberechtigung als wichtigen Aspekt hervor und ermutigte dazu Straftaten anzuzeigen und öffentlich zu machen. Eva Jochmann vom Frauennotruf Mainz lenkte den Blick auch auf digitale Gewalt und plädierte für mehr Aufklärungsarbeit, auch für Jungen, für ein neues Rollenverständnis. Julia Reinhardt vom Verein „Contra Häusliche Gewalt“ stellte die Täterarbeit vor. Es sei wichtig, dass Männer Verantwortung nehmen und Wege finden aus der Gewalt. Barbara Görich-Reinel, Polizeipfarrerin der EKHN, sprach über die seelsorgerische Begleitung und weitere unterstützende Angebote für Mitarbeitende im Polizeidienst.

Musikalisch umrahmt wurde die Abendveranstaltung von der Sängerin Caro Trischler, die mit Gitarre und Gesang eine besondere Atmosphäre schuf, mit dem Fokus auf ermutigende Lieder. Die Veranstaltung fand statt in Kooperation mit der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft Familie Hessen, dem Fachbereich Erwachsenenbildung und Familienbildung im Zentrum Bildung der EKHN und dem Evangelischen Dekanat Mainz und wurde gefördert durch das Hessische Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege.

Katharina-Zell-Preis für Mut und Unerschrockenheit

Seit neun Jahren verleiht der Landesverband Evangelische Frauen in Hessen und Nassau den Katharina-Zell-Preis und ehrt damit couragierte Frauen, die unerschrocken für ihre Überzeugungen und ein gutes Leben für alle eintreten. Der Preis in Form eines silbernen Flugblattes ist benannt nach der Reformatorin Katharina Zell, die Zeit ihres Lebens für ihre Überzeugungen kämpfte. Sie schrieb theologische Streitschriften, setzte sich für Flüchtlinge ein und gründete eine Akademie für junge protestantische Theologen. Mehrfach wurde sie unter Schweigearrest gestellt, doch sie ließ sich den Mund nicht verbieten – und gab ihrer Überzeugung mittels Flugblätter Ausdruck. Zu den Preisträgerinnen der vergangenen Jahre zählen u.a. VdK-Präsidentin Verena Bentele, die Moderatorin und Schauspielerin Sonya Kraus sowie die Ärztin Kristina Hänel.

to top