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Kritik an Ideen des Handels

Sonntag: „Reformbedarf nicht bei Öffnungszeiten, sondern bei Arbeitsbedingungen“

Ich-und-Du/pixelio.deKirchen und Gewerkschaften wollen keine Aufweichung des Sonntagsschutzes.Kirchen und Gewerkschaften wollen keine Aufweichung des Sonntagsschutzes.

Die Stellvertretende Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf hat den Vorschlag des Handelsverbandes zu einer Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten am Sonntag abgelehnt: „Reformbedarf gibt es nicht bei der Sonntagsöffnung, sondern bei den Arbeitsbedingungen", erklärte Scherf.

EKHNUlrike Scherf kämpft für den SonntagsschutzUlrike Scherf kämpft für den Sonntagsschutz

Darmstadt, 17. November 2016. Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat den Vorschlag des deutschen Handelsverbands am Donnerstag (17. November) kritisiert, zukünftig bundesweit an zehn Sonntagen pro Jahr einkaufen zu können. Der Handelsverband Deutschland (HDE) hatte am Mittwoch eine Lockerung der Regeln für verkaufsoffene Sonntage gefordert. Die Stellvertretende Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Ulrike Scherf, erklärte: „Reformbedarf gibt es nicht bei der Sonntagsöffnung, sondern bei den Arbeitsbedingungen der Beschäftigten im Handel“. Nach Worten Scherfs würden vor allem Angestellte durch eine Erweiterung der Öffnungszeiten zusätzlich belastet. So würden „gemeinsame Zeiträume zur Erholung noch weiter eingeschränkt und das ohnehin bei vielen Beschäftigten im Handel belastete Familienleben noch schwerer gemacht“.

Bestehende Öffnungszeiten bieten viel Spielraum

Scherf verwies auch auf die geltenden Ladenöffnungszeiten, die bereits einen „großen Spielraum eröffnen.“  Sie erinnerte zudem daran, dass das Bundesverfassungsgericht den Sonntagsschutz als eine „unverzichtbare Voraussetzung für das soziale Zusammenleben in unserem freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat identifiziert“ habe. Dabei habe es die arbeitsfreien Sonn- und Feiertage sogar in Bezug zur Menschenwürde gesetzt. „Dies entspricht auch christlichen Grundüberzeugungen“, so Scherf. Gemeinsame freie Zeiten sind nach Ansicht der Stellvertretenden Kirchenpräsidentin „für den Zusammenhalt der Gesellschaft von zentraler Bedeutung“. Die Kirche sei hier gefragt, Stellung zu beziehen und sich in die Debatte einzubringen, so Scherf weiter. Dazu gehöre auch, „der Ökonomisierung des Lebens entgegenzutreten und für mehr gemeinsame Freiräume der Menschen einzutreten.“

Sonntagsarbeit nimmt stetig zu und belastet Menschen

Scherf erläuterte, dass bereits von 1993 bis 2008 in Deutschland die Sonntagsarbeit um rund die Hälfte zugenommen habe. Sie warnte: „Wir stehen vor der ‚Rund-um-die-Uhr-Arbeitsgesellschaft‘.“ Scherf appellierte dabei auch, das eigene Kauf-Verhalten kritisch zu beleuchten. Sie fragte, ob es beispielsweise notwendig sei, „dass ich auch sonntags shoppen gehe und damit der Sonntagsarbeit Vorschub leiste?“ Bereits seit vielen Jahren setzt sich die evangelische Kirche im Bündnis „Allianz für den freien Sonntag“ für den Schutz der Feiertage ein. 

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