Jüdisch-christlicher Dialog
Spitzentreffen mit dem Landesverband Jüdischer Gemeinden in Hessen
Zentrum ÖkumeneChristlich-Jüdische Begegnung auf Leitungsebene. - Dabei waren: (v.l.) Pfarrer Friedhelm Pieper, Rabbiner Jehoschuah Ahrens, Direktor Daniel Neumann, Vorsitzender Dr. Jacob Gutmark, Kirchenpräsident Dr. Volker Jung sowie (nicht im Bild) Oberkirchenrat Detlev Knoche.16.06.2017 pwb Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Von Friedhelm Pieper
Neben Kirchenpräsident Dr. Volker Jung nahmen auf Seiten der EKHN auch Oberkirchenrat Detlev Knoche und Pfarrer Friedhelm Pieper vom Zentrum Ökumene an dem Gespräch teil. Den Landesverband Jüdischer Gemeinden in Hessen vertraten neben dem Vorsitzenden Dr. Jacob Gutmark, Direktor Daniel Neumann und Rabbiner Jehoschuah Ahrens als Dialogbeauftragter.
Neuer Dialogbeauftragter des Landesverbandes
Zu Beginn des Treffens stellten die Vertreter des Landesverbandes Rabbiner Jehoschuah Ahrens als neuen Dialogbeauftragten des Verbandes vor. Die Stelle wurde erst vor kurzem eingerichtet und reagiert auf zunehmende Anfragen im Bereich des jüdisch-christlichen Dialogs als auch der weiteren interreligiösen Begegnungen. Rabbiner Ahrens nimmt die Beauftragung neben seinem Rabbinat in der Jüdischen Gemeinde in Darmstadt wahr. Ahrens ist einer der Autoren der viel beachteten internationalen Erklärung orthodoxer Rabbiner von 2015 mit dem Titel „Hin zu einer Partnerschaft zwischen Juden und Christen“, in der zu einem neuen Verhältnis zwischen Juden und Christen aufgerufen wird. Kirchenpräsident Dr. Jung sowie die weiteren EKHN-Vertreter nahmen mit großen Interesse den Bericht von Rabbiner Ahrens über die Hintergründe der Erklärung und die durch sie ausgelöste Diskussion zur Kenntnis. Einvernehmlich wurde diese orthodoxe Stellungnahme als weiterer substantieller Schritt in dem Bemühen um die Erneuerung der Beziehungen zwischen Christen und Juden gewürdigt. Die Erklärung ist beim Zentrum Oekumene oder bei dem Landesverband der jüdischen Gemeinden erhältlich.
Reformationsjubiläum
Kirchenpräsident Dr. Jung erläuterte den jüdischen Gesprächspartnern die Bemühungen auf evangelischer Seite um eine „bewusst differenzierte Auseinandersetzung“ mit Martin Luther. Jung übergab dabei den Vertretern des Landesverbandes Kopien der EKHN-Synodalerklärung „Martin Luthers sogenannte ‚Judenschriften‘“ und erklärte, wie sich die EKHN mit Blick auf das Reformationsjubiläum intensiv mit dem antijüdischen Erbe der Reformation auseinandergesetzt hat. Der Kirchenpräsident würdigte die Reformation „als einen entscheidenden Impulsgeber“ für das christliche Leben, im Bereich der Beziehungen zum Judentum aber wäre Martin Luther in den antijüdischen Traditionen der Kirche hängengeblieben. Mit der Erweiterung des Grundartikels in 1991 habe sich die EKHN selbst verpflichtet, entschieden zu einer nachhaltigen Verständigung zwischen Christen und Juden beizutragen.
Kirchenasyl und Entwicklungen in den interreligiösen Beziehungen
Im weiteren Gespräch wurden die rechtlichen und religiösen Aspekte des Kirchenasyls insbesondere in Hinblick auf die asylsuchenden Flüchtlinge erörtert. Ebenso tauschten sich die Vertreter beider Glaubensgemeinschaften über ihre jeweiligen Erfahrungen in den regionalen und überregionalen interreligiösen Begegnungen und Dialogen aus.
Beide Seiten werteten das Treffen als „sehr vertrauensvoll und offen“ und sicherten sich gegenseitig jede mögliche Unterstützung zu. Ein nächstes Treffen auf Leitungsebene wurde für 2018 vereinbart.
Der Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Hessen ist ebenso wie die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) als „Körperschaft des öffentlichen Rechts“ anerkannt. Der Verband vertritt die religiösen, wirtschaftlichen und rechtlichen Interessen der Jüdischen Gemeinden in Hessen gegenüber der Landesregierung, Behörden und der Öffentlichkeit. Er organisiert Jüdischen Religionsunterricht und betreut die nahezu 350 Jüdischen Friedhöfe in Hessen. Dem Dachverband gehören die Jüdischen Gemeinden Darmstadt, Kassel, Wiesbaden, Offenbach, Marburg, Gießen, Fulda, Bad Nauheim, Limburg und Hanau mit etwa 5.000 Mitgliedern an. Die Jüdische Gemeinde Frankfurt am Main mit 7.000 Mitgliedern ist eine eigenständige Größe und mit dem Verband durch einen Freundschaftsvertrag verbunden. Zur EKHN gehören in über 1.100 Gemeinden etwa 1,7 Millionen Mitglieder.