Menümobile menu
Info

Frühe verheiratete EKHN-Pfarrerin

Trauer um Frauenrechts-Pionierin Eveline Clotz

privatPortraitEveline Clotz

Es ist kaum mehr vorstellbar: Erst vor 50 Jahren erhielten Frauen im Pfarramt die gleichen Rechte. Eine Pionieren im Kampf um Gleichberechtigung ist nun gestorben: Eveline Clotz war die erste EKHN-Pfarrerin, die auch heiraten durfte.

Die hessen-nassauische Kirche trauert um  Pfarrerin i. R. Eveline Clotz. Sie starb im Alter von 80 Jahren in Hainau (Rhein-Lahn-Kreis), wie das evangelische Dekanat Nassauer Land am 20. Oktober mitteilte. Die Verstorbene fand bundesweite Beachtung, weil sie als erste Pfarrerin in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) gilt, die ihren männlichen Pfarrkollegen rechtlich vollständig gleichgestellt wurde. Im August 1971 wurde sie in Darmstadt als eine der ersten verheirateten Theologinnen zur Pfarrerin auf Lebenszeit ernannt. Bis dahin gab es in der EKHN wie in den anderen evangelischen Kirchen, analog zum staatlichen Beamtenrecht, für Frauen im Pfarrdienst rechtliche Sonderregeln. Unter anderem wurden sie bei einer Heirat in den Ruhestand versetzt.

Beharrlichkeit und Mut war nötig 

Nach Worten von Hessen-Nassaus Stellvertretender Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf hat Eveline Clotz durch „Beharrlichkeit und Mut die Türen für viele andere Frauen im Pfarramt geöffnet“. Die Hürden, die Frauen noch vor 50 Jahren auch in der evangelischen Kirche in den Weg gelegt worden seien, blieben bis heute erschreckend.  Clotz und mit ihr viele andere Frauen hätten die „Berufung gespürt, Pfarrerin zu werden, wollten aber nicht, wie es ihnen abverlangt wurde, auf andere Rollen verzichten.“ Dies sei damals „revolutionär“ gewesen.

Speziell für Clotz geschaffenes Gesetz

Ordiniert wurde Clotz bereits 1969 mit einem speziell für sie geschaffenen Gesetz. Nach ihrer Ordination in Darmstadt unter der Bezeichnung  „persönliche Vikarin“ trat sie im August 1969 ihre erste Pfarrstelle in der Evangelischen Erlösergemeinde Wiesbaden-Sauerland im Stadtteil Dotzheim an. Im Zuge der vollständigen rechtlichen Gleichstellung wurde ihr nachträglich am 1. August 1971 der Beamtenstatus zuerkannt. 1986 trat sie ihren Dienst in Dachsenhausen an, wo sie bis zum Ruhestand 2006 als Pfarrerin tätig war.

Vielfach engagierte Pfarrerin 

Neben der Arbeit in der Gemeinde engagierte sich Clotz in den 1980er und 1990er Jahren auch auf Dekanatsebene unter anderem im Umweltausschuss, in der Frauenarbeit sowie in der Betreuung von Kindern, die nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl Jahr für Jahr aus der Region in Weißrussland nach Deutschland kamen. Sie organisierte auch Dekanats-Kinderkirchentage. Herzenssache war ihr ebenso das Projekt „Miteinander“ an der Integrierten Gesamtschule in Nastätten, das die Integration von Kindern und Jugendlichen aus anderen Herkunftsländern förderte. In Wiesbaden gilt sie zudem als Initiatorin des Kinder- und Beratungszentrums Wiesbaden-Sauerland, das 2018 sein 50. Jubiläum feierte und als größte diakonische Einrichtung in Trägerschaft einer Kirchengemeinde in der EKHN gilt. 

 

 

to top