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Jahreslosung

Ulrike Scherf ermutigt dazu, „durch die Brillen der Anderen zu schauen“

© C. RänkerUlrike ScherfLaut der Stellvertretenden Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf stärkt es die Gemeinschaft, wenn sich Menschen selbst gesehen wissen und zugleich auch die anderen sehen

Beim Gottesdienst mit Empfang zum neuen Kirchenjahr des Dekanats Bergstraße predigte Ulrike Scherf, Stellvertretende Kirchenpräsidentin der EKHN, über die neue Jahreslosung „Prüft alles und behaltet das Gute“ – eine Anleitung für eine „Sehschule“.

veröffentlicht 02.12.2024

von Öffentlichkeitsarbeit der EKHN

„Prüft alles und behaltet das Gute“, so lautet die Losung, die von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen mit Blick auf das bevorstehende Jahr 2025 festgelegt wurde – für Pfarrerin Ulrike Scherf ist die Formulierung aus dem 1. Thessalonicher (Kapitel 5, Vers 21) keine „Allerweltsweisheit“, wenngleich die Worte auch ein Kalenderblatt zieren könnten. Für die stellvertretende Präsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), die am Samstagabend in der gut besuchten Auferstehungskirche Viernheim über die neue Jahreslosung predigte, ist der Text vielmehr die Anleitung für eine „Sehschule“: „Habe ich durch alle Brillen geschaut?“, ermutigte sie die Gottesdienstgemeinde dazu, stets auch die Perspektive der Anderen einzunehmen: „Wie erleben sie die Wirklichkeit?“

Ulrike Scherf war Ehrengast des Gottesdienstes mit Empfang zum neuen Kirchenjahr, der seit vielen Jahren vom Evangelischen Dekanat Bergstraße immer am Vorabend des Ersten Advent veranstaltet wird. Obgleich im Imperativ geschrieben, handele es sich bei der Aufforderung des Apostels Paulus an die christliche Gemeinde in Thessaloniki nicht um eine „unerbittliche Ermahnung“. Vielmehr sei die nun als Jahreslosung ausgewählte Zeile „Prüft alles und behaltet das Gute“ Bestandteil einer Passage, die man auch als „Lied gelingender Gemeinschaft“ bezeichnen könne, so Scherf: Sich selbst gesehen zu wissen und zugleich auch die anderen zu sehen, das stärke die Gemeinschaft. Wer also im Sinne von Paulus die Dinge prüfen wolle, um das Gute zu behalten, der solle sich „beim Blick durch die Brillen der Anderen“ fragen: „Dient es der Menschheit? Macht es die Erde besser? Führt es zu mehr Liebe?“

Zum Gottesdienst, den Ulrike Scherf gemeinsam mit Dekanin Sonja Mattes und stellvertretender Dekanin Silke Bienhaus gestaltete, wurden die Teilnehmenden zunächst von Präses Ute Gölz begrüßt. Die Jahreslosung „Prüft alles und behaltet das Gute“ könne in einer Zeit der Umbrüche in Gesellschaft und Kirche kaum besser gewählt sein, so Frau Gölz. „Leider müssen wir auch von manchem Guten, das uns lieb geworden ist, Abschied nehmen“, wollte die Präses nicht verhehlen, dass es in der Folge auch Trauerprozesse zu bewältigen gebe: „Gleichzeitig bedeutet ein Abschied aber auch, dass etwas Neues - auch etwas Gutes - beginnen kann.“

Ein Grußwort an die Gottesdienstgemeinde richtete der Bergsträßer Landrat Christian Engelhardt, der „in einer Zeit der Stapelkrisen“ – eine Krise folgt auf die andere und kein Ende ist in Sicht – nicht mutlos werden will: Am Vorabend des Ersten Advent als der Zeit des Wartens auf Jesus Christus, das Licht der Welt, sehe er in all den Menschen, die sich für andere engagieren, „die vielen Farben jenes Lichtes“. Sein eigener Blick, der sich angesichts der krisenhaften Zeiten, manchmal verdunkele, werde angesichts derer, „die sich dafür einsetzen, dass das Leben etwas besser wird“, stets auch wieder heller. In diesem Zusammenhang dankte Engelhardt der Kirche für ihr Engagement.

Virtuos musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von der Viernheimer Kirchenmusikerin Sooyoung Kyong (Orgel) und ihrem Ehemann und Kollegen Jun Won Lee (Klavier) sowie von Michael Jörder (Trompete). Die Kollekte des Gottesdienstes wurde zugunsten der Tafelarbeit in Trägerschaft der Regionalen Diakonie Bergstraße eingesammelt, die durch ihren Leiter Dennis Kramer vertreten war. Tafelausgabestellen gibt es in Bürstadt und Lampertheim sowie im Rimbach.

Vor dem Gottesdienst hatte das Evangelische Dekanat Bergstraße bereits zu einem kleinen Sektempfang unter freiem Himmel vor der Auferstehungskirche eingeladen. An den adventlich geschmückten und illuminierten Stehtischen kamen die Teilnehmenden miteinander ins Gespräch, das sie nach der Andacht dann beim Empfang fortsetzen konnten. Die Stiftung des Evangelischen Dekanats Bergstraße unter der Leitung von Präses Ute Gölz spendierte im Bonhoeffersaal und im Garten Bratwurst, Kartoffelsuppe, Kuchen vom Blech sowie Glühwein und alkoholfreien Punsch, serviert von Küster Marc Sowa in Kooperation mit den Viernheimer Pfadfindern vom Stamm Folke Bernadotte sowie dem Haus-der-Kirche-Team des Dekanats.

Für stellvertretende Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf war der Termin im Evangelischen Dekanat Bergstraße übrigens ein „Heimspiel“, wenngleich ein stressiges, denn sie musste die Herbstsynode der EKHN, die in Frankfurt tagte, vorzeitig verlassen: Abgesehen davon, dass Frau Scherf in Lorsch lebt, war sie zunächst Pfarrerin in Zwingenberg und Alsbach, später dann Dekanin.

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