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„Von ganzem Herzen Pfarrerin“

Juliane DielPfarrerin Mechthild Böhm

Mit einem großen Dank für all ihr Wirken, insbesondere bei der Fusion mit der Nachbargemeinde, verabschiedete Dekan Andreas Klodt Mechthild Böhm als Pfarrerin der Evangelischen Emmauskirchengemeinde. Böhm wirkte zwölfeinhalb Jahre in Emmaus - beziehungsweise seit Anfang des Jahres in der fusionierten Auferstehungsgemeinde.

Mechthild Böhm studierte Theologie in Frankfurt, Bonn und Jerusalem. Danach lebte und arbeitete sie zwölf Jahre lang als Pfarrerin in Oestrich-Winkel im Rheingau. 2004 wechselte sie nach Mainz und war sieben Jahre mit halber Stelle in der Lutherkirchengemeinde in der Mainzer Oberstadt tätig. Ende 2011 übernahm die Theologin die ganze Stelle in der Emmauskirchengemeinde im Münchfeld. „Seither ist in der Gemeinde viel passiert“, erinnert sich Böhm, „Die Emmausgemeinde ist eine kleine Gemeinde. Die Menschen hier sind sehr vertraut miteinander und fühlen sich sehr verbunden. So hatten wir trotz vieler Aufs und Abs immer eine große Kontinuität.“

Einschneidend für Böhm und die ganze Gemeinde war der Abriss der Kita Eulennest. Gravierende Mängel in der Bausubstanz führten dazu, dass es in das Dach regnete und sich Schimmel an den Wänden bildete. Drei Jahre lang war die Kita geschlossen. „Das war eine sehr bittere Zeit für die Familien, die Erzieherinnen und die Gemeinde“, berichtete die Pfarrerin. Umso erfreulicher war dann die Neueröffnung 2018 in einem gemeinsamen Neubau mit der Nieder-Ramstädter Diakonie. Unter dem Namen „Drei Höfe und ein Haus“ wurde das Projekt neben der Kirche verwirklicht. Es besteht aus der Kindertagesstätte der Emmausgemeinde und Apartments für Menschen mit Behinderung aus der Wohnstätte der Nieder-Ramstädter Diakonie sowie dem Regionalbüro der NRD.  Heute werden in der KiTa insgesamt 59 Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren in drei Gruppen betreut. „Als wir im letzten Jahr an Erntedank das fünfjährige Bestehen feiern konnten, fühlte ich mich mit der Gemeinde in besonderer Weise gesegnet“, freut sich Böhm.

Besonders für die Pfarrerin war auch, dass sie zweimal Kirchenasyl in ihrem Pfarrhaus gewährte. Ende 2016 wohnte eine junge Somalierin für zehn Wochen bei ihr. Zum Ende ihres Kirchenasyls feierten die Betreuerinnen mit ihr und vielen Somalis ein fröhliches Fest. „Es war so schön zu sehen, wie die traumatisierte, völlig verschüchterte Frau wieder lachte und Mut für das Leben fasste“, so Böhm. Letztes Jahr fanden zwei Christinnen – eine Mutter und ihre Tochter aus dem Iran - bei ihr Unterschlupf und Beistand.

Als „große Zäsur“ empfand Böhm die Coronazeit. Da viele Menschen in der Gemeinde nicht über digitale Medien erreichbar waren, schrieb die Pfarrerin jede Woche den „Brief aus Emmaus“, der in der Gemeinde per Email, aber auch in Papierform verteilt wurde.

Ein großer Kraftakt für die Pfarrerin und ihre Gemeinde war in den letzten Jahren die Vorbereitung der Fusion mit der benachbarten Auferstehungsgemeinde, die zum Beginn des Jahres 2024 vollzogen wurde. „Schon lange kooperierten unsere beiden Gemeinden in der Konfirmandenarbeit. Das war eine tolle Zusammenarbeit und wir haben uns kennen und schätzen gelernt. Mir war in den letzten Jahren klar: diese Reise muss weiter gehen. Wir müssen unsere kleine Gemeinde öffnen“, erklärt Böhm. So wurde intensiv die Fusion vorbereitet und der Fusions-Vertrag erarbeitet. Es sollen sich alle beachtet fühlen. „In vielem ähneln sich die Gemeinden, doch auch die Unterschiede wollten berücksichtigt sein. Es war eine konstruktive Zusammenarbeit und wir haben gemeinsam diesen Meilenstein erreicht.“ Ab September wird es einen gemeinsamen Gemeindebrief geben.

Während all der Zeit in der Emmausgemeinde begleitet die Pfarrerin die Diagnose an Multipler Sklerose (MS) erkrankt zu sein. „MS ist eine fortschreitende Krankheit und ich merke in den letzten drei Jahren, dass meine Kraft sehr zurück geht“, erklärt Böhm, “Ich bin von Herzen Pfarrerin, doch jetzt muss ich mich leider aus dem aktiven Pfarrdienst verabschieden.“ Kraft und Ermutigung gibt der 60jährigen ihr fester Glaube. Dieser war auch Motivation Pfarrerin zu werden „Ich wollte das Geschenk des Glaubens, dass Gott uns macht, gerne teilen und weitergeben“, beschreibt sie. Pfarrerin bleibt sie und wird auch nach ihrer Verabschiedung aus dem Gemeindedienst weiter in der Seelsorge und Prädikatenausbildung wirken. Für den Predigtdienst im Zentrum Verkündigung veröffentlichte sie auch zukünftig Predigten. Der neue Lebensabschnitt bedeutet auch, dass sie nun wieder mehr Zeit für ihre große Leidenschaft hat. Schon seit 20 Jahren singt sie in der Neuen Rheingauer Kantorei und hat in den letzten Jahren begonnen Gesangsunterricht zu nehmen. Das möchte sie nun gerne weiterführen, denn Singen trägt sie durch ihr Leben.

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