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Waldbesitzer berichten von dramatischer Schadensbilanz

GettyImages/Henrik_LNahaufnahme Borkenkäfer auf HolzDer Borkenkäfer ist einer der gefährlichsten Schädlinge in der Forstwirtschaft.

Die privaten und kommunalen Waldbesitzer in Hessen haben die Lage im Wald und die daraus entstehenden ökologischen und wirtschaftlichen Schäden als dramatisch geschildert. Bis zum Jahresende könnte eine Kahlfäche von etwa 9000 Hektar entstehen, was der Größe von 13.000 Fußbalfeldern entspreche, sagte Verbandspräsident Michael Freiherr von der Tann am Freitag in Wiesbaden.

Zur Wiederaufforstung seien derzeit weder die kleinen noch die großen Waldbesitzer in der Lage, zumal das schadhafte Holz schwer verkäuflich sei. Ohne staatliche Hilfe stünden viele Forstbetriebe angesichts der Verluste vor dem Ruin.

Schädlinge setzen dem dürregeplagten Wald zu

„Eine Situation wie jetzt hat es bisher noch nicht gegeben”, beklagten von der Tann und der Geschäftsführer des Hessischen Waldbesitzerverbands, Christian Raupach. Nach den schweren Sturmschäden durch das Tief „Friederike" Anfang 2018 sei jetzt der zweite Sommer in Folge von Dürre und Hitzewellen geprägt. Die Trockenheit habe die Waldbäume wehrlos gegen den massenhaften Borkenkäferbefall, Pilze und andere Schädlinge gemacht.

Hoher wirtschaftlicher Schaden

Auch die Regenschauer der letzten Tage hätten kaum geholfen und bloß die oberen Zentimeter des Waldbodens befeuchtet. Schon jetzt liege der Einschlag bei 2,4 Millionen Festmetern Holz, und bis Jahresende würden es wohl um die vier Millionen sein, berichteten von der Tann und Raupach. Den wirtschaftlichen Schaden allein der rund 60.000 privaten und kommunalen Waldbesitzer in Hessen als Folge der trockenheißen Witterung und des Schädlingsbefalls bezifferten sie für 2019 auf 450 bis 500 Millionen Euro. Das ist ein Vielfaches des Verdiensts von etwa 40 bis Millionen Euro in normalen Jahren.

Viele private Forstbetriebe seien bereits zahlungsunfähig. Sie hätten nicht nur gewaltige Kosten für den Einschlag der vom Borkenkäfer befallenen Bäume, sondern könnten das schadhafte Holz auch nicht mehr gewinnbringend am Markt absetzen. Erhebliche Mengen könne die holzverarbeitende Industrie überhaupt nicht mehr abnehmen.

Und Holzeinschlagsunternehmer verlangten angesichts der dramatischen Situation zunehmend Vorkasse, um nicht hinterher auf unbezahlten Rechnungen sitzen zu bleiben. Der Waldbesitzerverband warnte seine Mitglieder aber vor der Aufnahme von Krediten, denn es sei völlig unklar, ob das in dieser Menge geerntete und schadhafte Holz jemals gewinnbringend verkauft und von dem Erlös die Kredite zurückgezahlt werden könnten.

Hessische Waldbesitzer rufen nach schneller Hilfe

Eindringlich forderten die Waldbesitzer das Land Hessen zu schneller und unbürokratischer Hilfe auf. Dazu hätten sie alle Landtagsabgeordneten angeschrieben, aber bisher kaum mehr als Empfangsbestätigungen bekommen. Dagegen habe Bayern inzwischen je zehn Euro Hilfe pro Festmeter Holz zugesagt, und auch Thüringen bereite eine Unterstützung der Forstbetriebe vor. Konkret verlangen die Waldbesitzer kurzfristig Zuschüsse in Höhe von insgesamt 25 bis 30 Millionen Euro zur Bekämpfung der Borkenkäferplage. Dabei dürfe die maximale Unterstützung im Einzelfall auch nicht mehr wie in der Vergangenheit auf 200.000 Euro in drei Jahren gedeckelt werden, weil sonst gerade die Forstbetriebe mit den größten Schäden am Ende keine Fördermittel mehr bekämen.

Aufforstungsprogramm gefordert

Gefordert wird weiter ein mehrjähriges Aufforstungsprogramm aus öffentlichen Geldern, mit dem auch widerstandsfähigere Baumarten wie Douglasie, Roteiche und Küstentanne gepflanzt werden müssten. Auch ein Forschungsprogramm über die richtigen Baumarten im Klimawandel sowie ein Entgelt für jede durch den Wald der Atmosphäre entzogene Tonne CO2 halten die privaten und kommunalen Waldbesitzer für erforderlich. Sie bewirtschaften in Hessen eine Fläche von rund 543.000 Hektar und damit 60 Prozent des Waldes. Der Rest entfällt auf Staatswald und damit den landeseigenen Betrieb Hessen Forst.

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