Kindern erklärt:
Warum fasten Menschen?
© Die Relitante / www.religionen-entdecken.de
17.02.2025
pwb
Artikel:
Download PDF
Drucken
Teilen
Feedback
veröffentlicht 13.02.2025
von Team religionen-entdecken.de, Christine Keller & EKHN-Online-Redaktion
Hast du schon mal bemerkt, dass manche Menschen fasten? Fasten bedeutet, eine Weile auf etwas zu verzichten, das man eigentlich gerne hat oder macht. Manche tun das, um abzunehmen, andere aus religiösen Gründen. Vielleicht hast du schon von der christlichen Fastenzeit oder dem Ramadan der Muslime gehört. Aber warum fasten Gläubige eigentlich?
Fasten hilft, sich bewusst Zeit zu nehmen und sich auf Wesentliches zu konzentrieren. Es fördert Disziplin und Selbstbeherrschung und kann eine besondere Erfahrung sein, bei der man sich Gott näher fühlt.
Wichtig zu wissen: Fasten ist immer freiwillig. Kinder, kranke und alte Menschen sowie schwangere Frauen müssen in den großen Religionen nicht fasten.
Verstehen und Mitmachen
Das Team von Religionen-entdecken möchte dich dazu ermutigen, bei der Aktion "Fasten in den Religionen" mitmachst. Dadurch kannst du kreativ die Bedeutung des Fastens ausdrücken. Ein Flyer und eine Bastelanleitung unterstützen dich dabei. Außerdem zeigt dir das Team auf dieser Seite mit verständlichen Erklärungen, worum es beim Fasten in den unterschiedlichen Religionen wirklich geht und warum es für viele Menschen so wichtig ist.
Fasten im Christentum
In der Fastenzeit erinnern sich Christinnen und Christen an das Leiden von Jesus und bereiten sich auf das Osterfest vor. Diese Zeit hilft ihnen, über ihre Gewohnheiten nachzudenken und Platz für Gottes Impulse zu schaffen.
Warum fasten Christinnen und Christen?
Für viele Christinnen und Christen auf der ganzen Welt beginnt 40 Tage vor Ostern eine besondere Zeit, die „Fastenzeit“. Diese Zeit startet am Aschermittwoch und endet am Karsamstag. Man nennt diese Zeit auch „Passionszeit“, was aus dem Lateinischen kommt und „leiden“ bedeutet. In der Passionszeit erinnern sich Christinnen und Christen an das Leiden von Jesus. Jesus ist gestorben und hat davor Schmerzen, aber auch Verrat und Einsamkeit erlebt. Christinnen und Christen fasten in dieser Zeit, um nachzuspüren, wie es Jesus damals ging.
Die Christenheit durchläuft die Fastenzeit ganz bewusst vor dem Osterfest, dem Fest der Auferstehung Jesu. An dem Tag wird das Leben gefeiert. Jesus selbst war Vorbild in beidem: Er hat gefastet, er hat aber zu anderen Zeiten auch das Leben gefeiert und genossen. Im Kirchenjahr findet sich deshalb beides wieder.
Wie fasten Christinnen und Christen?
Wie das Fasten konkret umgesetzt wird, kann heute ganz unterschiedlich aussehen: Manche Menschen verzichten auf Süßigkeiten, andere schrauben ihren Medienkonsum runter, einige wollen Schluss machen mit schlechten Angewohnheiten. Es gibt auch kirchliche Aktionen, denen sich Fastende anschließen können: „7 Wochen Ohne“ zum Auch das Klimafasten gibt Anregungen für neue, gesunde und außerdem nachhaltige Gewohnheiten.
Welchen Vorteil hat das Fasten?
Fasten kann einem gläubigen Menschen dabei helfen, Platz für Gottes Impulse zu schaffen. Wenn Menschen auf Überflüssiges verzichten und weniger von äußeren Reizen, zu schwerem Essen oder Terminen überflutet sind, können sie besser auf Gottes Stimme hören. Dadurch haben sie mehr Zeit mit dem Lesen der Bibel zu verbringen. So geben sie sich die Zeit, zu spüren, was Gott ihnen sagen möchte und wie sie seine Botschaft in ihr Leben einbinden können. Das Fasten hilft aber auch, innezuhalten und eigenen Gewohnheiten zu überdenken. Manchmal braucht es eine Herausforderung, um aus dem Alltag auszubrechen und neue Verhaltensweisen auszuprobieren. Das Fasten kann uns dabei helfen, stärker und bewusster zu werden.
Fasten im Judentum
Im Judentum ist das Fasten eine wichtige Tradition, die dabei hilft, sich auf Gott und das Gebet zu konzentrieren. Ein bedeutender Fastentag ist Jom Kippur, der Tag der Versöhnung.
Warum fasten Jüdinnen und Juden?
Jesus selbst war Jude und mit dem Fasten ist er einer jüdischen Tradition gefolgt. Die Bibel erzählt in ihrem ersten Teil von vielen Personen, die gefastet haben. Mose, Elia und Daniel zum Beispiel. Das Fasten war für alle drei eine Zeit der inneren Reinigung, eine Zeit, in der sie sich auf Gott und das Gebet konzentriert haben.
Wann fasten Jüdinnen und Juden?
Jüdinnen und Juden fasten an bestimmten Tagen im Jahr, an denen sie sich besonders auf ihre Beziehung zu Gott und ihre spirituelle Reinigung konzentrieren. Ein bedeutender Fastentag ist Jom Kippur, der Tag der Versöhnung mit Gott.
Wie fasten Jüdinnen und Juden?
An Jom Kippur verzichten Jüdinnen und Juden auf Essen, Arbeit und elektrische Geräte und treffen sich zum Gebet in der Synagoge. Nach Sonnenuntergang findet das gemeinsame Fastenbrechen statt.
Fasten im Jesidentum
Im Jesidentum gibt es mehrere Fastenzeiten. Vor allem fasten Jesidinnen und Jesiden zur Vorbereitung auf Ida Ezi, dem höchsten Feiertag. Das Fasten hilft ihnen, sich auf Gott zu konzentrieren und gemeinsam zu feiern.
Warum fasten Jesidinnen und Jesiden?
Jesidinnen und Jesiden können grundsätzlich zu jeder Zeit fasten. Beim Fasten merken Jesidinnen und Jesiden am eigenen Körper, dass es nicht selbstverständlich ist, ausreichend Essen und Trinken zu haben. Fasten ist im Jesidentum deswegen auch Ausdruck der Dankbarkeit, gut versorgt zu sein.
Unter anderem fasten Jesidinnen und Jesiden im Dezember zur Vorbereitung auf den höchsten Feiertag Ida Ezi, dem Fest zu Ehren Gottes. Sie kennen aber auch Fastenzeiten im Januar, Februar und im Sommer.
Wann fasten Jesidinnen und Jesiden?
Im Jesidentum gibt es mehrere Fastenzeiten:
- Im Dezember: Im Jesidentum beginnt vor dem Feiertag Ida Ezi, der am dritten Freitag im Dezember gefeiert wird, Die meist dreitätige Fastenzeit, es kann aber auch neun Tage gefastet werden. Gefastet wird von Dienstag bis Donnerstag zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang.
- In den Wintermonaten: Besonders fromme Jesidinnen und Jesiden halten freiwillig ein 40-tägiges Fasten im Januar und Februar ein, was als „Çilê Zivistanê“ bezeichnet wird.
- Im Februar: Zum Doppelfest der Heiligen „Xidir Ilyas und Xidir Nebî“ fasten sehr viele Jesidinnen und Jesiden.
- In den Sommermonaten: Eine besondere Fastenzeit findet auch im Juni und Juli statt und wird „Çilê Havînê“ genannt.
Was machen Jesidinnen und Jesiden nach dem Fasten?
Während der Fastenzeiten essen und trinken Jesidinnen und Jesiden nicht mehr - bis zum Sonnenuntergang. Nachdem die Sonne untergegangen ist, wird das Fastenbrechen eingeleitet - in der Regel mit dem Küssen von Kugeln aus heiliger Erde und heiligem Wasser und dem Verzehr eines Stückes Brot. Anschließend werden Speisen verzehrt, dazu werden auch Gäste aus der Nachbarschaft und des Freundeskreises eingeladen.
Am Feiertag Ida Ezi steht auch das gemeinschaftliche Feiern zu Ehren Gottes im Vordergrund: Es finden religiöse Zeremonien statt und die Gläubigen kommen im Gemeindehaus zusammen, um gemeinsam zu essen und zu tanzen.
Fasten im Islam
Im Islam ist das Fasten eine Herzenshaltung, die während des Fastenmonats Ramadan eingeübt wird. Musliminnen und Muslime verzichten tagsüber auf Essen und Getränke, um sich auf Gott und ein friedliches Miteinander zu konzentrieren.
Warum fasten Musliminnen und Muslime?
Fasten ist eine Herzenshaltung. Musliminnen und Muslime haben gleich einen ganzen Fastenmonat, den Ramadan. In dieser Zeit verzichten sie zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang auf Essen und Getränke. Sie fasten, um sich von Sünden zu reinigen und ihre Verbindung mit Gott zu stärken.
Der Fastenmonat erinnert gläubige Muslime an eine wichtige Zeit. Ein Engel soll dem Propheten Mohammed Gottes Botschaften verkündet haben. Mohammed hat das Gehörte dann im Koran aufgeschrieben. Im Islam gilt der Prophet Mohammed als der erste Muslim, der im Ramadan gefastet hat. Deshalb gehört das Fasten zu den wichtigsten Pflichten einer Muslimin oder eines Muslims.
Wann fasten Musliminnen und Muslime?
Der Fastenmonat Ramadan kann zu unterschiedlichen Zeiten im Jahr stattfinden. Denn Ramadan ist auf den neunten Monat des islamischen Kalenders festgelegt – dadurch verschiebt sich das Datum von Jahr zu Jahr. Da Musliminnen und Muslime zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang fasten, ändern sie dafür ihren Tagesablauf. Sie stehen früh auf, um noch vor dem Sonnenaufgang zu frühstücken.
Wie fasten Musliminnen und Muslime?
Nachdem die Sonne am Morgen während des Ramadans aufgegangen ist, verzichten Musliminnen und Muslime auf Nahrung, Getränke und Rauchen sowie auf einige andere Gewohnheiten. Nach Sonnenuntergang bleiben sie aber länger wach, um etwas zu essen. Tagsüber gehen Musliminnen und Muslime ihrem Alltag nach. Was in manchen Berufen gar nicht so einfach ist – zum Beispiel in der Gastronomie. Eine Köchin oder ein Koch dürfen ihr Essen zwar abschmecken, aber nicht runterschlucken. Außerdem sind sie bemüht, besonders freundlich zu ihren Mitmenschen zu sein und auf Streit zu verzichten. Sie beten viel und lesen im Koran. Wer jeden Tag einen der 30 Teile liest, hat am Ende des Ramadans das ganze Buch geschafft.
Fasten in weiteren Religionen
Auch die Bahai, sowie im Hinduismus und Buddhismus gehört das Fasten zur religiösen Praxis. Es gibt aber eine Ausnahme: Die Sikhs verzichten auf das Fasten.
Alevitentum
Alevitinnen und Aleviten haben mehrere Fastenzeiten im Jahr. Das Besondere: Das Fasten ist jeweils anderen Personen gewidmet. In ihrem ersten Fasten fühlen Alevitinnen und Aleviten mit armen und bedürftigen Menschen. Anschließend fasten sie für Hizir, der einer Sage nach Noah half, eine Hungersnot auf der Arche zu überstehen. Im Monat Muharrem verzichten Alevitinnen und Aleviten zwölf Tage auf Fleisch und bemühen sich, nachhaltig zu leben. Damit gedenken sie dem getöteten Heiligen Hüseyin und der übrigen elf Imane. Manche verlängern diese Fastenzeit, um an die Kinder zu denken, die ebenfalls mit dem Heiligen Hüseyin gestorben sind. Und viele Frauen widmen einen weiteren Fastentag der heiligen Fatma Ana.
Mehr über das Fasten im Alevitentum
Bahei
Die Bahai haben einen speziellen Fastenmonat namens „Ala“. Dieser Monat besteht aus 19 Tagen und markiert den Jahresabschluss. Während dieser Zeit fasten Bahai von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang.
Buddhismus
Im Buddhismus und Hinduismus gibt es keine festen Fastenzeiten, aber das Fasten ist dennoch ein wichtiger Teil des religiösen Lebens. Gläubige fasten, um ihre spirituelle Disziplin zu stärken und sich auf Meditation und Gebet zu konzentrieren.
Sikhs
Die Sikhs hingegen lehnen das Fasten als religiöse Pflicht im Terminkalender ab. Allerdings pflegen Sikhs einen Lebensstil, der an das Fasten erinnert: Auf Dinge, die schädlich für einen selbst oder die Umwelt sind, verzichten sie durchgehend. Dazu gehören für die Sikhs zum Beispiel Alkohol und Zigaretten, aber auch das Anhäufen von Besitz.
Fasten ist keine Selbstbestrafung oder Lieblosigkeit gegenüber dem eigenen Körper. Vielmehr ist es ein Weg, um in der Gottesbeziehung zu wachsen und positive Eigenschaften zu stärken. Fasten macht uns sensibler für das, was wir täglich aufnehmen – sei es Essen, Medieninhalte oder Klatsch und Tratsch.