Feiertage
Warum feiern Evangelische nicht Fronleichnam?
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18.06.2025
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veröffentlicht 17.06.2025
von M. Vorländer, Online-Redaktion der EKHN
Im Zentrum von Fronleichnam steht ein kleiner, aber wichtiger Gegenstand: die Hostie – eine geweihte Oblate. In feierlichen Prozessionen wird sie in einer kunstvoll gestalteten Monstranz durch die Straßen getragen. Der Anlass: Katholikinnen und Katholiken feiern an diesem Tag die leibliche Gegenwart Jesu Christi in der Eucharistie, dem katholischen Abendmahl. Damit beziehen sie sich auf die biblische Überlieferung, denn im Neuen Testament sagt Jesus beim Abendmahl über Brot und Wein: „Dies ist mein Leib. Dies ist mein Blut.“ Diese Sätze deutet das katholische Dogma so: Brot und Wein wandeln sich bei jeder Feier der Eucharistie wirklich in den Leib und das Blut Christi. Sie sind nicht mehr Brot und Wein, sondern Leib und Blut Christi.
Ursprünge des Fronleichnamfestes
Das Fest Fronleichnam gibt es seit dem 13. Jahrhundert. Das Wort bedeutet ursprünglich „Leib des Herrn“ und leitet sich aus den mittelhochdeutschen Wörtern vron (Herr, Herrschaft) und lichnam (Leib) ab. Es hängt theologisch zusammen mit der so genannten Transsubstantiations-Lehre, die ein Konzil im Jahr 1215 zum Dogma erhoben hatte.
Martin Luthers scharfe Kritik
Für den Reformator Martin Luther war Fronleichnam kein Grund zur Freude. Im Gegenteil: Er kritisierte: „Da tut man alle Schmach dem heiligen Sakrament, dass man's nur zum Schauspiel umträgt und eitel Abgötterei damit treibet.“ Für ihn war das Abendmahl ein Geschehen des Glaubens – nicht ein Schauspiel mit liturgischen Schaustücken. Historisch waren Fronleichnam und Karfreitag sogar regelrechte „Kampftage der Konfessionen“: Während Katholiken am Karfreitag demonstrativ Teppiche klopften, wuschen Protestanten an Fronleichnam demonstrativ ihre Wäsche.
Evangelisches Abendmahlsverständnis: Christus im Geschehen, nicht im Gegenstand
Auch in der evangelischen Kirche ist das Abendmahl ein zentrales Sakrament. Nach evangelischem Verständnis ist Christus beim Abendmahl „in, mit und unter Brot und Wein“ real präsent. Seine Gegenwart ist ein Ereignis und lässt sich nicht in Substanzen festhalten. Mit Christus verbunden zu sein, ist ein Geschehen des Glaubens.
Eine Anbetung der Hostie lehnt die evangelische Theologie ab.
Was beide eint: Die Verbundenheit mit Christus
Trotz aller Unterschiede in der Lehre verbindet Katholiken und Evangelische eines: der Glaube an die Nähe und Verbundenheit mit Christus – im Abendmahl, im Gebet und im gelebten Glauben.
Übringens: Rund um Fronleichnam setzt die EKHN alle zwei Jahre ebenfalls ein Zeichen des Glaubens: Sie lädt zum Jugendkirchentag ein – lebendig, bunt und ökumenisch offen.