Weihnachten
Warum wir Weihnachten feiern
© Rolf Oeser / fundus-medien.de
23.12.2024
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veröffentlicht 21.12.2024
von Heike Gels
Die Kirchen feiern an Weihnachten die Menschwerdung Gottes. Nach christlicher Lehre und Glauben wird Gott in dem Kind Jesus von Nazareth Mensch. Und so ist Weihnachten auch ein Kinderfest. Es ist das Fest der Geburt von Jesus Christus, den die Christen als ihren Erlöser verehren.
Advent und Weihnachten wurden als christliche Jahresfeste erst im vierten Jahrhundert eingeführt. Etwa 300 Jahre, nachdem er gelebt hatte, begannen die Christen damit, Jesu Geburt zu feiern. Darauf deuten frühe Textfunde auf Papyrus hin. Eine Art Liedblatt aus dieser Zeit weist auf eine Gottesdienstfeier zur Erinnerung an die Geburt Jesu hin. Heute gehören die Gottesdienste an Heiligabend und an den Weihnachtfeiertagen zu den am besten besuchten kirchlichen Feiern im Jahr.
Im Mittelpunkt steht dabei die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium. In fast allen Kirchen steht ein großer Tannenbaum mit seinen Lichtern und grünen Zweigen für die Hoffnung auf die Bewahrung des Lebens trotz der Dunkelheit und Kälte des Winters. Eine Krippe mit den Figuren der Weihnachts-geschichte soll die in der Bibel geschilderten Ereignisse vor rund 2000 Jahren vor allem den Kindern anschaulich vor Augen führen. Das festliche Essen, die Geschenke und das gemeinsame Feiern sind ein Symbol für die Zusammengehörigkeit der gesamten Christenheit, die weltweit gemeinsam an den Beginn ihrer Religion erinnert. Ein Teil der orthodoxen Christenheit – vor allem die Russen und Serben – feiert aufgrund verschiedener Kalenderberechnungen meist eine Woche nach Neujahr Weihnachten.
Das Geburtsjahr Jesu
Die Weihnachtsgeschichte berichtet von einem wandernden Stern, der während Jesu Geburt für einige Tage über der Krippe stillgestanden und geleuchtet habe. Tatsächlich gab es ein solches Himmelsereignis. Die Astronomen haben den Zeitpunkt des scheinbaren Stillstands genau berechnet. Es war der 12. November im Jahre 7 vor Beginn unserer Zeitrechnung. Das bedeutet: Die Zeitenwende müsste eigentlich sieben Jahre vorverlegt werden.
Das ist allerdings kein Argument gegen die Bibel, denn sie gibt hier kein Jahr an. Die Jahre des Herrn (Anno Domini) hat erst 525 der Mönch Dionysius Exiguus gezählt. Er hat sich – angesichts des großen zeitlichen Abstands nur zu verständlich – einfach verrechnet. Und wir müssen bedenken, dass es durch die Kalenderreformen zu zeitlichen Verschiebungen gekommen ist, die man jedesmal genau nachrechnen muss, wenn man ein Ereignis exakt bestimmen will.
Zu biblischen Zeiten gab es noch keine Zeitrechnung in unserem Sinne. Damals wurde die Zeit nach Herrschern und großen Ereignissen eingeteilt. Wir lesen von Herodes und von einer Steuerschätzung. Herodes starb allerdings schon im Jahre 4 vor unserer Zeitrechnung, hat also das Himmelereignis noch erlebt, nicht aber die Zeitenwende. Und eine Steuerschätzung fand tatsächlich in den Jahren 6 bis 8 vor unserer Zeit statt, wie der christliche Philosoph Tertullian berichtet.
Der biblische Bericht benennt also die Ereignisse der Weltgeschichte und der Astronomie treffend, irrt sich allerdings, wenn es um den historisch korrekten Landpfleger (Präfekt) geht: Die Steuerschätzung zur Zeit des Himmelsereignisses und zur Zeit des Herodes geschah unter dem Landpfleger Saturnius. Quirinius, den die Bibel nennt, war erst 7 nach der Zeitrechnung im Amt, wie die Apostelgeschichte berichtet.
Es gibt für Jesus von Nazareth keine Geburtsurkunde, die seinen Geburtstag und seinen Geburtsort eindeutig festlegt. Lebensumstände und Taten, die wir von ihm durch die Evangelien wissen, sind nicht in biografischer Absicht erzählt, sondern bereits Glaubenszeugnisse der ersten Christinnen und Christen. Weihnachten feiern die Christinnen und Christen erst seit dem 4. Jahrhundert. Vermutlich wurde unter Kaiser Konstantin, der dem Christentum den Weg zur Staatsreligion ebnete, der 25. Dezember zu jenem Tag bestimmt, an dem die Geburt Christi gefeiert wird. Der Feiertag war in Rom zuvor dem heidnischen Sonnengott gewidmet. Dieser Staatsfeiertag wurde umgedeutet und auf Jesus Christus, das "Licht der Welt", bezogen.
Von Christian König
Wer war dieser Jesus von Nazareth?
Der historische Jesus
Wer war dieser Jesus von Nazareth? Dass er gelebt hat, wird auch von Skeptikern nicht bezweifelt. Über kaum eine andere Figur der Antike finden sich derart zahlreiche Überlieferungen. Sowohl die vier Evangelisten Markus, Matthäus, Lukas und Johannes, die römischen Historiker Sueton ( um 70 – 130) und Tacitus (55?– 116), der jüdische Geschichtsschreiber Flavius Josephus (um 37 – 130) als auch der Syrer Mara bar Serapion aus dem zweiten Jahrhundert beschreiben jeweils Abschnitte aus Jesu Leben. Jesus kam mutmaßlich zwischen den Jahren sieben und vier „vor Christus“ auf die Welt und starb um das Jahr 30 unserer Zeitrechnung. So die herrschende Meinung unter Historikern, die sich dabei auf die Evangelien beziehen.
Nach der Bibel wurde Jesus zur Zeit des König Herodes geboren, wahrscheinlich in dessen letzten Jahren. Herodes soll im Jahr vier vor Christus gestorben sein. Die genauen Daten verlieren sich im Nebel der Weltgeschichte – und auch Jesu Leben hat verschiedene Deutungen erfahren. Jesus wurde in die jüdische Familie eines Dorfhandwerkers in Palästina hineingeboren. Vermutlich erlernte er das Handwerk seines Vaters Joseph und wurde Zimmermann. Er hatte mit einiger Sicherheit jüngere Brüder und Schwestern. Jesus wirkte vor allem in den jüdisch besiedelten Teilen Galiläas, jedoch laut Religionshistorikern in einer vielsprachigen, aus vielen Kulturen gemischten Bevölkerung – neben Juden waren dies Angehörige des römischen Militärs, Griechen und andere Volksgruppen. Die Evangelien beschreiben Jesus als charismatische Ausnahmepersönlichkeit: Er verzichtet auf Familie, festen Wohnsitz und überflüssigen Besitz. Dennoch ist der jüdische Prophet und Wanderprediger aus Nazareth kein asketischer Weltverbesserer. Er feiert mit den Menschen in Galiläa Feste und heilt ihre seelischen und körperlichen Krankheiten.
Zugleich wird Jesus zum religiösen Rebell, wenn er vor einem starren und blinden Glauben an die religiöse Überlieferung warnt. Das Wirken von Jesus dauerte gemäß den Erkenntnissen der Historiker nicht länger als einige Jahre an, es gibt Stimmen, die sogar von nicht mehr als einem einzigen sprechen. Der Kern von Jesu Botschaft war die Verkündigung der Königsherrschaft Gottes, die er als endgültige Wirklichkeit verstand. Der Jude Jesus überschritt dabei nie die Grenze seiner eigenen Religion, in die er hineingeboren wurde, bekräftigen Theologen. Fest steht für Christen und Nichtchristen: Jesus von Nazareth veränderte die Welt wie kaum ein anderer! Seine zentrale Botschaft von der unmittelbaren Nähe Gottes zu den Menschen fasziniert und inspiriert Millionen von Menschen auch mehr als zwei Jahrtausende nach seinem Tod.
Von Stephane Cezanne
Ein jüdischer Handwerker
Um das Jahr 4 vor der christlichen Zeitrechung im Dorf Betlehem geboren, wuchs Jesus im galiläischen Dorf Nazaret auf. Er hatte jüdische Eltern, den Handwerker Josef und seine Frau Maria. Jesus war wahrscheinlich zuerst Schüler Johannes des Täufers, der in der Wüste Juda, am Nordufer des Toten Meeres predigte. Mit etwa 30 Jahren begann er seine ca. zweijährige öffentliche Wirksamkeit. Ein Zentrum seines Wirkens war das Haus des Petrus und seiner Familie in Kafarnaum. Markus erzählt ferner, dass seine eigene Familie der Verkündigungstätigkeit kritisch gegenüberstand (Markus 3,21; 6,4). Aufgrund der (nicht haltbaren) Anklage, politischer Anführer einer aufrührerischen Gruppe zu sein, wurde Jesus von den Römern am Kreuz hingerichtet.
Ein Mensch, in dem Gott den Menschen nahe kommt
Die Evangelien erzählen, dass eine Begegnung mit Jesus an niemandem spurlos vorüberging: Er verstand es, Menschen Hoffnung zu geben, Selbstverständliches zu hinterfragen, Verletzungen zu heilen und das Wirken Gottes mitten im Alltag spürbar werden zu lassen.
Der Christus
Die Antwort des Neuen Testaments auf die Frage, wer Jesus war, kommt von der Ostererfahrung her und lässt sich in dem Satz zusammenfassen: Er war der Christus, der Gesalbte Gottes. Ein Bekenntnis aus den Anfängen des christlichen Glaubens fasst dies in die Worte: »Christus ist für unsere Sünden gestorben, wie es in den Heiligen Schriften vorausgesagt war, und wurde begraben. Er ist am dritten Tag vom Tod auferweckt worden, wie es in den Heiligen Schriften vorausgesagt war, und hat sich Petrus gezeigt, danach dem ganzen Kreis der Zwölf.« (1 Korinther 15,3-5)
Namen für die besondere Bedeutung von Jesus
So wie »Christus« eigentlich nicht nur ein Beiname von Jesus ist, sondern ein Ehrentitel, der seine besondere Bedeutung und Würde zum Ausdruck bringt, gibt es noch eine Reihe von weiteren Würdetiteln, von denen jeder einen besonderen Aspekt seines Heilswirkens beschreibt.
Sohn Davids
Da der Messias aus der Nachkommenschaft Davids erwartet wurde, wird Jesus auch Sohn Davids genannt (z.B. beim Einzug in Jerusalem, Matthäus 21,9), und David wird ausdrücklich im Stammbaum Jesu aufgeführt (Matthäus 1,6; Lukas 3,31).
Menschensohn
Wenn im Neuen Testament von Jesus als dem Menschensohn die Rede ist (der Begriff bedeutet ursprünglich einfach »Mensch«), so knüpft dies an eine Vision vom Weltgericht aus dem Buch Daniel an: Einer, »der aussah wie der Sohn eines Menschen«, kommt »mit den Wolken« und empfängt die Weltherrschaft (Daniel 7,13). Über diese Vorstellung hinausgehend, spricht das Neue Testament aber auch über die Vollmacht des Menschensohns zur Sündenvergebung (Markus 2,10), von seinem Herrsein über den Sabbat (Markus 2,28) und seiner besonderen Sendung (Lukas 19,10). Dazu kommen Worte vom leidenden und auferstehenden Menschensohn (z.B. Markus 8,31), die für seine Zeitgenossen neu und ungewohnt waren.
Sohn Gottes
Die Vorstellung, dass bestimmte Menschen von einem Gott abstammen, gab es bei vielen Völkern des Altertums. Die Ägypter z.B. verehrten den Pharao als »Sohn des Re« und glaubten, der Sonnengott Re habe ihn gezeugt. In Israel war das anders: Das ganze erwählte Volk galt als »Sohn Gottes« (z.B. Jeremia 31,9; Hosea 11,1). Zwar wurde auch hier der Titel in ganz besonderer Weise dem König zuteil, doch wurde er nicht durch Zeugung, sondern bei der Thronbesteigung durch Adoption zu Gottes Sohn (Psalm 2,7). Im Neuen Testament wird diese Vorstellung einige Male im Zusammenhang mit Jesus zitiert, z.B. bei seiner Taufe und Verklärung (Markus 1,11; 9,7). Letztlich aber wird für die ersten Christen Jesus durch die Auferstehung zum Sohn Gottes eingesetzt (Römer 1,3-4). Die einzigartige Nähe Jesu zu Gott kommt auch darin zum Ausdruck, dass er ihn mit »Abba« (»lieber Vater«) anredet, was etwa unserem heutigen »Papa« entspricht – für die damaligen Juden eine fast unerhörte Vertraulichkeit.
Herr
»Herr« war in alter Zeit die übliche Anrede für eine höher gestellte Person und wurde so auch für Jesus verwendet. Darüber hinaus gewinnt der Titel noch einen tieferen Sinn in der Auseinandersetzung der Christen mit ihrer heidnischen Umwelt, die ihre Götter ebenfalls als »Herren« anrief: Jesus ist der »Herr der Herren« und als solcher diesen Göttern unendlich überlegen. Am wichtigsten für den Glauben aber ist die dritte Bedeutung, in der der Begriff Verwendung findet: Im Alten Testament wird der Titel »Herr« für Gott gebraucht. Die Christen beziehen nun einzelne von diesen Stellen auf ihren »Herrn« Jesus Christus, denn sie sind überzeugt: In ihm kommt Gott selbst auf die Menschen zu – und zwar auf einzigartige und endgültige Weise.
Quelle: Diese Texte sind ursprünglich aus den „Kompass-Bibeln“ der Deutschen Bibelgesellschaft (Lutherbibel bzw. Gute Nachricht Bibel mit 96 Seiten farbigem Bild- und Informationsteil)
Heilige Drei Könige
Der Evangelist Matthäus berichtet von drei »Sterndeutern aus dem Osten«, die den neugeborenen Jesus besuchen, um ihn mit Geschenken zu ehren: Drei erwachsene Männer, vermutlich wissenschaftlich gebildet, fallen vor einem Kind auf die Knie. Nicht nur die Szene, auch ihr Symbolgehalt rührt an. Denn die Sterndeuter stehen für die heidnische Welt, stehen fürs Fremde, fürs bedrohlich Andere.
Sie verwischen jegliche religiöse Idylle und zeigen zugleich ungeahnte Humanität. Der biblische König Herodes hätte sie gerne als Verräter des Wehrlosesten, des Kindes, missbraucht. Doch als Spione geben sie sich nicht her, verschwinden so leise und spurlos, wie sie auf der biblischen Bühne erschienen. Sie sind die ersten Komplizen Christi. Schnippchenschläger der Mächtigen. Menschenfreunde.
Die Dreizahl der Könige ist symbolisch: Drei Geschenke haben sie mitgebracht, und aus drei Kontinenten besteht die bekannte Welt des Mittelalters. Spätestens dann hat sich die Dreizahl in der Volksfrömmigkeit endgültig festgesetzt.
Von Christian König
Stern von Betlehem
Schon im alten Babylon wurden genaue Aufzeichnungen über die Sterne gemacht. Der altbabylonische Kalender war präziser als der spätere europäische, der bis zum Ende des Mittelalters Gültigkeit hatte. Die babylonischen Astronomen erforschten nicht nur die Sterne, sondern sie deuteten auch die Bewegungen am Himmel. Auf Tontafeln zeichneten sie ein sehr seltenes Ereignis auf: die scheinbare Annäherung der Planeten Jupiter und Saturn.
Während die Erde ein Jahr für eine Sonnenumrundung braucht, dauert dies beim Jupiter elf und beim Saturn 29 Jahre. Nur selten sind beide Planeten nebeneinander am Himmel zu sehen und nur alle 854 Jahre kann man beobachten, wie sie ganz dicht beieinander und für ein paar Tage scheinbar stehen bleiben, um dann in entgegengesetzter Richtung weiterzuziehen. Eine solche astronomischen Sensation blieb im alten Babylon selbstverständlich nicht ohne Deutung. Geschah so etwas, glaubten die Babylonier, musste ein ganz besonderer König geboren sein. Dieses Ereignis mag die Sterndeuter, die die Weihnachtsgeschichte erwähnt, dazu bewogen haben, sich auf die weite Reise bis nach Judäa zu machen.
Als sie in Bethlehem ankamen, hatten sich die beiden Planeten der Erde gerade maximal angenähert. Sie standen nebeneinander und strahlten. Dabei fiel ein heller Lichtschein auf die Stadt – ganz ähnlich wie das bei Vollmond manchmal zu sehen ist. Dieser starke Lichtschein wird durch den Schweif angedeutet, den Maler dem Stern gern anhängen. Und die astronomisch nicht gebildeten christlichen Liederdichter sangen vom Morgenstern (der Venus), dem hellsten „Stern“, der Laien bekannt ist. Moderne Astronomen haben später den Zeitpunkt des vermeintlichen Stillstands genau berechnet. Es war der 12. November im Jahre 7 vor Beginn unserer Zeitrechnung. Eine solche Planetenkonstellation war übrigens zuletzt im Jahr 1701 und wird erst wieder 2555 zu beobachten sein.
Von Hans Genthe
Warum gibt es zu Weihnachten Geschenke?
Ein Weihnachtsfest ohne größere oder kleine Aufmerksamkeiten können sich heute viele kaum noch vorstellen. Doch warum gibt es zu Weihnachten Geschenke? Die Wurzeln dieser Tradition sind vielfältig und nicht immer christlichen Ursprungs, denn der Brauch, anderen Menschen etwas zu schenken, ist so alt wie die Menschheit selbst. So feierten die Römer vor 2.000 Jahren am Ende des Jahres die sogenannten Saturnalien. Während dieser Zeit gaben die Reichen den Armen Geschenke – auch, um zu zeigen, wie wohlhabend sie waren. Die Christen setzten die Tradition fort, armen Menschen existenziell Notwendiges zu schenken. So wurde am 17. Dezember, dem Lazarustag, für die Bedürftigen gesammelt, damit auch sie Weihnachten feiern konnten.
Eine Wurzel des weihnachtlichen Schenkens liegt im Bibelvers: „Also hat Gott die Welt geliebt.“ Die Geschenke erinnern daran, dass Gott die Menschheit so sehr liebt, dass er ihr vor mehr als 2.000 Jahren seinen Sohn schenkte. Außerdem rufen Weihnachtsgeschenke ins Gedächtnis, dass die Weisen, die nach Überlieferung des Matthäus-Evangeliums zu Christi Geburt aus dem Morgenland kamen, dem Heiland Gold, Weihrauch und Myrrhe mitbrachten.
Nicht immer gab es die Geschenke am 24. oder, wie in England und Amerika üblich, am 25. Dezember. Im frühen Mittelalter wurden die Kinder am 28. Dezember, dem „Fest der unschuldigen Kinder“ beschenkt. Im 13. Jahrhundert verlagerte sich der Kinderbeschenktag für Jungen auf den Festtag des Heiligen Nikolaus am 6. Dezember und für Mädchen in manchen Gegenden auf den 13. Dezember, dem Fest der Heiligen Lucia. Im 16. Jahrhundert wandte Martin Luther sich gegen die Heiligenverehrung der katholischen Kirche, denn nach der reformatorischen Lehre waren Heilige als Mittler zwischen Gott und den Menschen überflüssig. Um Christus in den Mittelpunkt zu stellen, sollte „Der Heilige Christ“ die Geschenke am 24. Dezember bringen. Geschenke an Weihnachten zu überreichen setzte sich in ganz Deutschland allerdings erst nach 1900 durch. Da bürgerliche Kreise Weihnachten damals als Fest der Familie verstanden, begannen in dieser Zeit auch die Erwachsenen sich zu beschenken. Und im Laufe der Zeit wurde aus dem „heiligen Christ“ das Christkind, auf das die Kinder Jahr für Jahr sehnsüchtig warten.
Übrigens stammt das Wort „Weihnachten“ aus dem Althochdeutschen und bedeutet „Heilige Nacht“. Die Geschenke werden heute als Zeichen der Freundschaft und Liebe verstanden, als Anerkennung und als Ausdruck einer besonderen Beziehung zwischen der schenkenden und der beschenkten Person. Für den Einzelhandel ist Weihnachten ein willkommener Anlass zur Absatzsteigerung, aber Schenkenden wie Beschenkten beschert er in vielen Fällen auch den sogenannten Weihnachtsstress.
Von Laura Völsing und Antje Kroll
Weihnachten in der Vergangenheit
Hier neu, dort verboten: Weihnachten vor 500 Jahren
Bitterkalt war es in den Straßen und ziemlich dunkel, denn das elektrische Licht wartete noch auf seine Erfindung. Die Familien stapften durch Eis und Schnee zur Christvesper oder Christmette, denn um die Reformationszeit wurde Weihnachten in der Kirche gefeiert. Umzüge oder Weihnachtsspiele waren üblich, mit denen die Menschen die Geschichte rund um die Geburt Jesu szenisch darstellten. Nach dem Gottesdienst schenkten die Wohlhabenden den Armen und dem Gesinde Essbares, keiner sollte an diesen Tagen hungern.
Die Gaben spiegelten symbolisch die Geburt Jesu als Geschenk Gottes an die Menschen wider. Auch Kinder erhielten besondere Leckereien, jedoch nicht am Heiligen Abend, sondern zum Nikolaustag. Ein Brauch, der Martin Luther widerstrebte. Zwar gab es auch in seinem Haus in den 1530er-Jahren noch Lebkuchen, Pfeffernüsse, Nüsse oder Äpfel zu Nikolaus – doch die Heiligenverehrung war ihm ein Graus. Um die Gedanken und Herzen der Kinder künftig auf den „Heiligen Christ“ zu lenken, initiierte er die Bescherung am Heiligen Abend. Protestantische Haushalte ließen sich in den folgenden Jahrhunderten am „Christkind“ erkennen, das am 24. oder 25. Dezember die Geschenke brachte, während die katholischen Kinder weiterhin vom Nikolaus beschert wurden. Christbäume standen damals ausschließlich in Kirchen neben teils prächtigen Krippen oder auf Friedhöfen, erst später stellte man sie an fürstlichen Höfen und bei reichen Bürgern auf.
Christkind hin, Nikolaus her – die englischen Puritaner fanden das Weihnachtstreiben so unchristlich, dass sie es 1647 kurzerhand verboten. Der genaue Geburtstag Jesu sei nicht überliefert, das Fest aus heidnischem Brauchtum um die Wintersonnenwende hervorgegangen, lautete die theologische Begründung. Hauptstein des Anstoßes jedoch war die wenig besinnliche Form des Feierns: In England hatten sich über die Jahrhunderte Zecherei, Tanz und Glücksspiel eingebürgert. Die Puritaner verfügten das Aus. Jeder sollte an diesem Tag ganz normal seiner Arbeit nachgehen. Krawalle und Verwüstungen von Geschäften, die tatsächlich öffneten, waren die Folge. Trotzdem waren Weihnachtsgottesdienste erst knapp 20 Jahre später in England wieder erlaubt. Alle reformierten Kirchenanhänger wie Quäker, Puritaner oder Presbyterianer lehnen das Christfest bis heute grundsätzlich ab. Im presbyterianisch geprägten Schottland wurde es deshalb noch bis vor 50 Jahren nicht gefeiert.
Von Sylvia Meise
Pellkartoffeln am Baum: die Christnacht vor gut 100 Jahren
Weihnachten war kurz vor dem Ersten Weltkrieg in der Wohnstube angekommen. Der Vater las die Weihnachtsgeschichte und alle sangen die modernen Weihnachtslieder (zum Beispiel „Kommet, ihr Hirten“ {1870} oder „Leise rieselt der Schnee“ {um 1900}. Den Weihnachtsbaum schmückte damals oft nur eine Kerze an der Spitze – das Licht, das Christus in die Welt brachte. Alternativ steckte ein Stern obenauf als Symbol für den, der den drei Königen den Weg gewiesen hatte. Außerdem schmückten Oblaten, bunte Bänder, Papierrosen, in Silberpapier gehüllte Äpfel und Nüsse oder gar Pellkartoffeln wie in Mecklenburg und auf Bänder gezogene Rosinen den Baum. Über die Weihnachtstage gab es daher für die Kinder immer etwas, das sie vom Baum pflücken und essen konnten. Auch die Geschenke, die sie erhielten, waren meist praktischer Natur: Schuhe, Handschuhe oder Schulbücher. Dazu gab es mancherorts gebackene Figuren. Nur Kinder reicherer Eltern durften auf eine Dampfmaschine oder Puppen hoffen.
Weihnachten war schon immer ein Fest für Seele und Leib. Schon Wochen vorher begannen die Vorbereitungen. Meist waren es die Hausfrauen, die dafür sorgten, dass es gutes Fleisch, Nüsse und Obst gab sowie Pfeffernüsse oder Lebkuchen. Auf dem Land bekamen sogar die Tiere im Stall eine Sonderration Futter. Traditionell wurde am Heiligen Abend ein Fischgericht gereicht, denn noch während der Reformationszeit war der Advent eine Zeit des Fastens, in der trockenes Brot oder Brotsuppe gegessen wurde. Sie begann nach dem 11. November und endete am 24. Dezember. Am Weihnachtstag wurde dann wieder wie am Martinstag eine Gans gebraten.
Von Sylvia Meise
Modelleisenbahn und Kaufmannsladen: Weihnachten vor rund 50 Jahren
Der Weihnachtsstress beginnt wohl in diesen Jahren. Das legen Berichte von Zeitgenossen nahe, die den Ablauf schildern: Bis zum Nachmittag des 24. wurden Besorgungen gemacht, Essen vorbereitet, manche haben auch den Baum erst an diesem Tag besorgt. Dann folgte das Schmücken des Baums mit Glaskugeln, Figuren und Strohsternen. Die Kinder durften nicht mehr ins Wohnzimmer, damit die Erwachsenen Geschenke ausbreiten und restliche Vorbereitungen tätigen konnten. Unter den Baum wurde in vielen Familien eine Krippe aufgestellt, zu der man jedes Jahr auf dem Weihnachtsmarkt ein neues Stück hinzukaufte.
Zum nachmittäglichen Kirchgang gehörte für manche auch ein Friedhofsbesuch. Zuhause wurden dann die Kerzen am Baum entzündet und vor der Bescherung noch gesungen und musiziert. Abends gab es, um die Hausfrau zu entlasten, einfache Gerichte wie Kartoffelsalat und Würstchen. Traditionell wurde am 1. Weihnachtstag ein Festessen zubereitet, Gans, Karpfen oder Braten.
Der Wandel von der Lutherzeit zum Wirtschaftswunderdeutschland ist enorm. Zwar ist der Ablauf eines Weihnachtsfests prinzipiell ähnlich wie vor hundert Jahren – und ein Kirchgang ist für Menschen auch dann Pflicht, wenn sie sonst kaum die Kirche besuchen, doch die ehemals christlich aufgeladene Symbolik weicht zunehmend der persönlichen Gestaltung des gesamten Feierrituals. Die einfachen Gaben etwa, die einmal als Sinnbild für Gottes- und Nächstenliebe standen, erfüllen nun andere Zwecke und Wünsche. Und mittlerweile werden auch Erwachsene beschenkt. Noch immer gibt es auf dem Land Familien, die den Puppenwagen nur zu Weihnachten herausholen und bei denen die Puppe dann vielleicht nur ein neues Kleid bekommt. Doch auch andernorts ist es üblich, die Modelleisenbahn nur zu Weihnachten aufzubauen. Kein Wunder, dass dieses Spielzeug eine besondere Bedeutung für die Kinder hatte und sich von den Murmeln und Drehkreiseln des Alltags abhob.
Besondere Formen von Weihnachten haben die Zuwanderer entwickelt. Muslime etwa, die in Deutschland leben, essen auch Gänsebraten und beschenken ihre Kinder, damit diese sich nicht benachteiligt fühlen. Da der Koran das Leben Christi als das eines Propheten beschreibt, feiern Muslime seinen Geburtstag gern. Manche Juden feiern es auch und nennen es scherzhaft „Weihnukka“ – womit sie auf ihr Lichterfest Chanukka anspielen, das ebenfalls in der Adventszeit gefeiert wird und manchmal sogar auf den 25. Dezember fällt. Es gibt eigene Kugeln für „Weihnukka“, die mit Davidsternen verziert sind.
Von Sylvia Meise
„Merry X-mas!“
Was bedeutet denn eigentlich das „X“?
Der amerikanische Weihnachtsgruß ist – ob zum Guten oder zum Schlechten – den Menschen auch hierzulande nicht mehr fremd. Doch er verunsichert. Er sorgt für leichte Verwirrung, Verärgerung. Was bedeutet denn eigentlich das „X“?
Manche erkennen im „X“ den Zeitgeist, also Unwissenheit, wofür Weihnachten eigentlich steht. Manche meinen mit Recht, dass es nicht nur Schreibfaulheit bezeuge, sondern auch fehlenden Glauben und mangelndes Wissen darüber, was die Geburt Jesu vor 2.000 Jahren überhaupt bedeutet. Einer Umfrage zufolge glauben gerade einmal 57 Prozent der Befragten, die Weihnachtsgeschichte zu kennen. Und jeder Vierte davon ist der Ansicht, die Autoren seien die Gebrüder Grimm!
Wieder andere sehen im „X“ ein Zeichen für eine unbekannte Größe, wie das „x“ oder das „y“ in der Mathematik. Viele verbinden die Weihnachtszeit mit Zahlen und Kommerz, ersetzen den „Christ“ in „Christmas“ durch ein „X“, das für sie Geschäft oder Geld symbolisiert. Manche sind restlos fixiert auf Umsatz oder Aktienindizes. In der Herberge ihres Herzens ist kein Raum mehr für den Heiland der Welt und die frohe Botschaft von Weihnachten.
Dennoch sehen einige in der andauernden Finanzkrise eine Chance, Einkehr zu halten und zu erkennen: Liebe und Freundschaft sind nicht käuflich. Man kann sie weder erspekulieren noch aus ihnen Profit ziehen. Menschliche Zuneigung macht uns spürbar glücklicher als Kaviar und Champagner, und die Zeit füreinander hat mehr Wert als alle Aktien der Börsen zusammen.
Was bedeutet das „X“ in „X-mas“ denn nun aber wirklich? – Es ist zuerst und vor allem ein „Chi“ (X), der erste Buchstabe des griechischen Namens „Christos“ und somit ein Christussymbol. Statt „Christ(us)“ schrieben eilige Christen im England des 16. Jahrhunderts „X“. In „Merry X-mas“ verbindet sich das „Chi“ mit „mas“, dem englischen Wort für „Messe“ („mass“), und „merry“, was so viel bedeutet wie „fröhlich“ oder „froh“. Wenn Sie so wollen, ist „Merry X-mas“ also ein Glaubensbekenntnis im Telegrammstil.
Das „X“ haben bereits die frühen Christen verwendet. Das „Andreaskreuz“ (in Erinnerung an den Apostel Andreas, der an einem solchen Kreuz gestorben sein soll) galt Ihnen als Zeichen dafür, wie tief und weit die Liebe Gottes im gekreuzigten und auferstandenen Christus zu erkennen ist. Wenn man „Merry X-mas“ – oder „Frohe Weihnachten“ – sagte, wollte man sich eine solche bedingungslose Liebe vor Augen führen.
Übrigens: In seiner Form erinnert das „X“ auch an eine Krippe. Es weist uns darauf hin, dass das Kind des Friedens in Ställen, Wohnungen und in Menschenherzen rund um die Erde einziehen will. Möge sich dieses Wunder für jede und jeden von uns erfüllen, ob zum ersten oder zum „x.“ Mal.
Übrigens: „X-mas“ spricht man etwa „eksmes“ aus – zumindest in den USA.
Von Dr. Jeffrey Myers