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Erntedank 2025:

Was feiern wir – und warum?

© gettyimages, Zuraisham SallehZwei Hände räumen das Obst und Gemüse aus einer Einkaufstasche ausErntedank - sich einen Moment der Dankbarkeit gönne - für das Obst, das Gemüse und all die Nahrungsmittel, die wir zum Leben brauchen

Ein Apfel auf dem Tisch, ein Brot vom Bäcker, ein Kaffee am Morgen – vieles scheint selbstverständlich. Das Erntedankfest lädt dazu ein, innezuhalten und bewusst „Danke“ zu sagen: für die Ernte, für die Versorgung mit Lebensmitteln und für das, was trägt – in der Natur, in der Gemeinschaft und im Glauben. 2025 wird das Fest rund um den 5. Oktober gefeiert.

veröffentlicht 26.09.2025

von Online-Redaktion der EKHN, [Britta Jagusch / Björn Raddatz / Matthias Braun / RH

 

Was ist Erntedank?

Erntedank ist ein christlicher Feiertag, der die Dankbarkeit für die Ernte und die Versorgung mit Lebensmitteln in den Mittelpunkt stellt. Es ist ein Moment der Wertschätzung – gegenüber der Natur, den Menschen in der Landwirtschaft und dem Schöpfer. Es wird in vielen Kirchengemeinden mit Gottesdiensten, geschmückten Altären und Aktionen für soziale Einrichtungen gefeiert.

Wann ist Erntedank 2025?

In Deutschland wird Erntedank 2025 am Sonntag, 5. Oktober gefeiert - in einigen Weinbaugebieten etwas später. Das Erntedankfest wird vielerorts am ersten Sonntag im Oktober begangen – unabhängig vom amerikanischen Thanksgiving, das erst im November gefeiert wird.
Erntedank ist in Deutschland kein offizieller, gesetzlicher Feiertag. Das Erntdankfest wird am Sonntag gefeiert, einem Tag, der im evangelischen Kirchenjahr als kirchlicher Feiertag gilt.

Warum feiern wir Erntedank?

Erntedank lädt dazu ein, innezuhalten: für das, was wächst, was nährt, was trägt. Es erinnert daran, dass Nahrung nicht selbstverständlich ist und somit ist und somit ist Erntedank ein bewusster Moment der Dankbarkeit – gegenüber der Natur, den Menschen in der Landwirtschaft und dem Schöpfer. Das Fest zeigt auch, dass Dankbarkeit auch Verantwortung bedeutet.

Erntedank und soziale Verantwortung

Erntedank ist mehr als ein Ritual. Es ist ein Impuls für gerechte Verteilung, nachhaltiges Wirtschaften und die Bewahrung der Schöpfung. Denn nicht jeder Mensch kann sich täglich hochwertigen Lebensmitteln leisten - selbst hierzulande. Initiativen wie die die Tafeln oder die evangelische Hilfsaktion Brot für die Welt zeigen, wie Teilen bedürftige Menschen tatsächlich unterstützt.

Was hat das mit mir zu tun?

Dankbarkeit stärkt nicht nur die Verbindung zu Gott, sondern auch das eigene Wohlbefinden. Studien zeigen: Wer bewusst dankt, lebt achtsamer. Erntedank lädt dazu ein, das Alltägliche neu zu sehen – und das Leben mit offenen Augen zu feiern.

epd-Video: Warum feiern wir Erntedank?

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Häufig gestellte Fragen zu Erntedank

Ist Erntedank ein gesetzlicher Feiertag - habe ich da frei?

Erntedank ist in Deutschland kein gesetzlicher Feiertag. Da es jedoch traditionell am ersten Sonntag im Oktober gefeiert wird, fällt es auf einen Tag, der im evangelischen Kirchenjahr als kirchlicher Feiertag gilt. Viele Gemeinden gestalten diesen Sonntag besonders – mit Gottesdiensten, geschmückten Kirchen und Aktionen für soziale Einrichtungen. Wer mag, kann ihn bewusst als Tag der Dankbarkeit und Besinnung erleben.

Wann wird Erntedank in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau gefeiert?

Die evangelische Kirche feiert Erntedank meist am ersten Sonntag im Oktober. Allerdings haben die Gemeinden freie Hand, einen anderen Termin zu wählen. In Weinbaugebieten wie Rheinhessen liegt der Termin häufig erst Ende Oktober, nach Abschluss der Traubenlese.

Warum bedanken sich Christ:innen bei Gott für die Ernte?

Am Erntedankfest bedanken sich Christinnen und Christen bei Gott für die geernteten Feldfrüchte. Der Grund ist: Die Ernte wird als Geschenk erlebt, das nicht selbstverständlich ist. Landwirte und Gärtner können zwar das Gedeihen von Pflanzen und Tieren beeinflussen, aber es ist nicht ihre Leistung, dass Lebewesen in der Lage sind, sich zu entwickeln. Diese Abhängigkeit von den Prozessen der Natur wird am Erntedanktag erneut ins Bewusstsein gerufen und an das Vertrauen an Gott erinnert, der diese Welt erhält und ständig neues Leben schenkt. Denn die geernteten Obst-, Gemüse- und Getreidesorten sind eine der wichtigsten Voraussetzungen, dass Menschen leben können. An Erntedank feiern deshalb Christ:innen auch das Leben an sich.
Somit erinnern sie an die Verbindung von Mensch und Schöpfung. Der christliche Glaube geht davon aus, dass Gott als Schöpfer des Himmels und der Erde dafür Sorge trägt, dass es uns Menschen an nichts, was das Leben erhält, mangeln wird. So hat er versprochen: „solange die Erde besteht, sollen Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht nicht aufhören" (1. Mose 8, 22). Gleichzeitig ist der Mensch dazu aufgerufen, die Schöpfung zu bewahren.

Warum ist der Einsatz der Landwirt:innen so wichtig?

An Erntedank rückt aber auch der Einsatz der Landwirt:innen ins Bewusstsein. Sie bearbeiten Böden, wählen Saatgut aus, bewässern die Pflanzen und versorgen die Tiere. Wenn zusätzlich Wetterextreme und Naturkatastrophen hinzukommen, sind Landwirt:innen über die Maßen gefordert. Dabei befinden sie sich ohnehin in einem Prozess der Klimawandelanpassung, beispielsweise müssen sie andere Pflanzensoren auswählen oder Obstbäume bei verfrühten Blühphasen vor Frost schützen. Nur durch ihre Leidenschaft ist vieles möglich, denn ein noch nicht angemessener Verdienst und eine sehr hohe Arbeitsbelastung gehören zu diesem Beruf. Durch ihr Engagment tragen Landwirt:innen dazu bei, die Nahrungsmittelversorgung zu sichern. Deshalb ist auch für sie ein riesiges Dankeschön bestimmt.

Wenn die Ernte mager ist: Wie werden hungernde Menschen berücksichtigt?

Der Dank am Erntedankfest gilt auch bewusst dem aus dem geernteten Getreide hergestellten „täglichen Brot“, für das im Vaterunser mit den Worten "unser tägliches Brot gib uns heute" jeden Sonntag gebetet wird. Doch in einigen Ländern dieser Erde fallen die Ernten mager aus, dort es gibt nicht genug Brot, um satt zu werden. Das Teilen der Ernte, das Teilen des Brotes, rückt deshalb mehr in den Vordergrund. Viele Gemeinden thematisieren an diesem Tag die katastrophale Ernährungssituation in den ärmsten Ländern und sammeln Spenden oder Kollekten zur Linderung der Not. Mit Hilfsprojekten ist bespielsweise Brot für die Welt“ aktiv.

Warum fangen viele Jugendliche in der Erntezeit an, Brot zu backen?

Die Aktion "5.000 Brote - Konfis backen Brot für die Welt" gibt Jugendlichen die Chance zu erfahren, wie geerntes Getreide verarbeitet wird: Sie backen wie ein Bäcker und unterstützen dabei andere Menschen. Der Aktionszeitraum liegt rund um Erntedank bis zum 1. Advent. Nach einem Eröffnungsgottesdienst beginnen Konfirmand:innen in der EKHN, Teig zu kneten und gewinnen dabei Einblick in einen Handwerksberuf. Zudem setzen sich die Konfis mit der Überwindung von Hunger und Armut in der Welt auseinander.  

Was hat Erntedank mit der aktuellen Situation zu tun?

Trockenperioden und Starkregen stellen die als sicher geglaubte Nahrungsversorgung in Frage. Die Folgen des Klimawandels und der Umweltverschmutzung auf die Ernte fordert alle auf, direkt hinzusehen: Auf die von Menschen verursachten Wunden, aber auch auf die Schönheit und Lebendigkeit der Welt. Ziel ist es, die Zeit für die Bewahrung der Schöpfung zu nutzen. Auch Lebensmittelskandale machen immer wieder bewusst, dass eine gute Ernte eng verbunden ist mit verantwortlichem, ökologischem Handeln.

Welchen Ursprung hat Erntedank?

Die Grundbeziehung zum Ursprung der Welt kennen auch andere Religionen: Schon in vorchristlicher Zeit haben sich Religionen und Kulturen mit Festen und Bräuchen bei ihren Göttern für den Ernteertrag bedankt oder um eine gute Ernte gebeten.  

Auch das Israel des Alten Testaments kennt diese Feste: Passah, das Wochenfest und das Laubhüttenfest waren die drei Feste, in denen ein agrarisch geprägtes Volk danken und feiern konnte. An Passah dankte man für den Nachwuchs in den Herden, beim Wochenfest feierte man die eingebrachte Ernte und beim Laubhüttenfest die Weinlese.

Wie wurde im Mittelalter Erntedank gefeiert?

Im Mittelalter feierten die Christen sogenannte Votivmessen zum Erntedank und zur Segnung der Früchte und des Feldes. Diese Messen wurden direkt auf dem Feld oder am Weinberg gelesen. Votivus bedeutet „versprochen/geweiht“. Eine Segnung der Früchte sollte die Ernte stärken, für eine gelungene Ernte danken, aber auch die Weiterverarbeitung sichern.

Welche Bedeutung hat Erntedank in der evangelischen Kirche?

Die Reformation übernahm diesen Brauch und legte mit der Zeit einen eigenen Sonntag dafür fest, den 1. Sonntag im Oktober. In der evangelischen, der katholischen und der anglikanischen Kirche kam es zu eigenen liturgischen Ausformungen der Feier. Das Erntedankfest ist so das einzige Fest im Jahr geworden, das sich auf die Vegetation bezieht. Alle anderen Sonntage feiern und bedenken das Christusmysterium.

Tatsächlich handelt es sich um zwei unterschiedliche Feste mit ähnlichem Kern, aber verschiedener Ausprägung. Thanksgiving wird in den USA traditionell am vierten Donnerstag im November gefeiert und ist dort ein staatlicher Feiertag mit starkem gesellschaftlichem Gewicht. Im Mittelpunkt stehen Familie, Gemeinschaft und ein festliches Mahl – meist mit Truthahn, Süßkartoffeln und Kürbiskuchen. Die Ursprünge reichen bis ins 17. Jahrhundert zurück, als die sogenannten Pilgerväter gemeinsam mit den Wampanoag ein Erntedankfest begingen.

Obwohl Thanksgiving und das deutsche Erntedankfest beide den Dank für die Früchte des Feldes teilen, unterscheiden sie sich deutlich in ihrer kulturellen Prägung. Thanksgiving ist Teil einer Zivilreligion, die die USA als von Gott gesegnetes Land versteht. Die Feier wird konfessionsübergreifend begangen – auch von Menschen ohne religiöse Bindung. Der Truthahn schmeckt im Kreis der Familie, ganz unabhängig vom Glauben.

Das europäische Erntedankfest hingegen hat diese Form der nationalen Selbstvergewisserung nie angenommen. Es bleibt stärker im kirchlichen Kontext verankert und lädt zur Reflexion ein: über das Gelungene und das Fehlende, über Dankbarkeit und Verantwortung. Es fängt die Ambivalenz menschlichen Wirtschaftens und Strebens ein – mit Blick auf die Schöpfung, die Gemeinschaft und das, was uns trägt.

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