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Plenum AG Flüchtlinge in Friedberg

Wunsch nach mehr Kontakt

Ihm-FahleIm Gespräch mit Anna Reuter (Mitte) erzählen Ahmad Alfaleh und Suzan Azimi über ihre Erfahrungen mit Deutsch-Sprachkursen.

Was hilft Geflüchteten, besser Deutsch zu lernen? Welche Unterstützung brauchen Ehrenamtliche? Und wie hat sich die Lage für beide Personengruppen geändert? Dies war Thema des Plenums der AG Flüchtlinge, das jetzt in Friedberg tagte.

Ihm-FahleNicolas C. Krause, hier mit Bettina Volz, informiert über die Sprachangebote des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge.

„2014 kam ich nach Deutschland. Ich hatte mir vorgestellt, dass Deutsch eine sehr schwierige Sprache sein wird“, erzählt Ahmad Alfaleh im Kreishaus in Friedberg. Dort tagt das Plenum der AG Flüchtlinge im Wetteraukreis, moderiert vom evangelischen Flüchtlingspfarrer Hermann Wilhelmy.

Alfaleh musste damals einige Monate warten, bis er einen Integrationskurs besuchen konnte. Die Erfahrung des heute 25-Jährigen: „Der Sprachkurs allein hilft nicht.“ Dies gelte insbesondere, da sich Bewohner einer Gemeinschaftsunterkunft in der Regel in der Muttersprache unterhalten. Weitergebracht habe ihn ein Freiwilliges Soziales Jahr beim Internationalen Bund (IB) in Friedberg.

Zahlreiche Flüchtlingshelfer hören zu – aber die Stuhlreihen waren schon mal voller, wie Wolfgang Dittrich vom Evangelischen Dekanat konstatiert. Denn die Lage habe sich verändert. „Anfang 2015 hatten wir eine Notsituation“, blickt der Referent für gesellschaftliche Verantwortung zurück. Es sei darum gegangen, Menschen mit Wohnraum und den nötigsten Dingen zum Leben zu versorgen. „Es gab eine große Hilfsbereitschaft und den politischen Willen, eine Willkommenskultur zu schaffen.“ Mittlerweile sehe es anders aus: Die Flüchtlingszahlen seien deutlich zurückgegangen, die Hilfsbereitschaft ein Stück weit ebenso. Dittrich: „Der politische Wille zur Willkommenskultur ist fast nicht mehr zur erkennen. Auf Bundesebene arbeitet man eher daran, Flüchtlinge abzuwehren.“ Das führe zu Demotivation bei Ehrenamtlichen. Vor dem Hintergrund dieser Veränderungen müsse sich die Steuerungsgruppe der AG Gedanken machen, wie sich die Initiative entwickelt. „Wie stellen wir uns künftig auf?“ Dittrich betonte in seinen Ausführungen die positive Zusammenarbeit mit dem Wetteraukreis innerhalb der Steuerungsgruppe.

Der Schwerpunkt des Plenums liegt diesmal auf dem Thema Spracherwerb, um das sich eine Diskussion entwickelt. Im Gespräch mit Anna Reuter (Bildungskoordinatorin Wetteraukreis) beschreibt Alfaleh, was hilfreich für Geflüchtete wäre: „Ein Pflichtpraktikum fände ich gut als Ergänzung zum Integrationskurs, um mehr Kontakte zu haben.“ Ein Ehrenamtlicher aus Wölfersheim sieht dies ähnlich: „Wir haben gute Angebote – aber wo wir nicht gut sind: dass die Leute das Deutsch nach dem Lernen auch anwenden können.“ Sozialdezernentin Stephanie Becker-Bösch (SPD) hakt ein: Sie macht auf das Weiterbildungsprogramm „Wetterauer Wege in die Sozialwirtschaft“ aufmerksam. Dies ist ein etwa halbjähriges Programm mit Praktika und theoretischem Unterricht, das den Einstieg in gesundheitliche und soziale Berufsfelder ebnet. Johannes Hartmann (Internationales Zentrum Friedberg) wirbt ebenfalls dafür, Modelle zu entwickeln, die Sprachkurs und Praktikum kombinieren. Wie Nicolas C. Krause (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge Gießen) daraufhin anmerkt, biete seine Behörde solche Möglichkeiten zum Teil bereits an. Nach Worten des BAMF-Vertreters spielen beim Spracherwerb die individuellen Lernvoraussetzungen, das Umfeld und die Leistungsfähigkeit des Trägers eine Rolle. Suzan Azimi, die aus Afghanistan stammt und seit 2017 in Deutschland ist, nennt hierzu einen weiteren Aspekt: Im Anfängerkurs hielte sie eine stärkere Differenzierung für sinnvoll. „Alter und Sprachniveau der Teilnehmer waren sehr unterschiedlich“, erzählt sie.

Weitere Facetten beschäftigen die Flüchtlingsbetreuer, wie sich unter Moderation von Bettina Volz (WIR-Managerin Wetteraukreis) zeigt. Unter anderem besteht ein hoher Bedarf an Kursen mit Kinderbetreuung und der Wunsch, Kurse auch mit geringerer Teilnehmerzahl starten zu können. Ein wichtiges Thema ist aber auch das Wohnen. Larissa Mourek (Fachstelle für Migration und Steuerung) spricht über rechtliche Grundlagen im Wetteraukreis. Nachdem Schutzsuchende ihren Aufenthaltsstatus haben, sei der Umzug aus Gemeinschaftseinrichtungen in privaten Wohnraum vorgesehen. Doch es sei nicht einfach, etwas zu finden. „Deshalb leben 40 Prozent dieses Personenkreises immer noch in ihren Unterkünften.“

    

 

 

Markt der Möglichkeiten

 

Bei Plenum der AG Flüchtlinge gab es auch einen Markt der Möglichkeiten, bei dem Bildungsträger ihre Angebote vorstellten. Dies waren Förderverein für Migration, Bildung und Alltagshilfe (Altenstadt), Frauen, Arbeit und Bildung (FAB) aus Friedberg, Integration Point Wetterau, Internationaler Bund (Friedberg), Memory Bildungszentrum (Altenstadt), Volkshochschule Wetterau sowie Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Infos über die Initiative „Vielfalt Wetterau – Region für alle“ gibt es auf der Webseite vielfalt.wetterau.de.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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