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Einrichtungsbesuche in der Wetterau

Zum Tag der Pflege: „Es ist fünf nach zwölf: Zeit zu handeln!“

HortienDekan Volkhard Guth verteilt als Dankeschön Rosen an die Pflegekräfte im Erasmus-Alberus-Haus in Friedberg

Pflege braucht Aufwind: Nachdem sich die Arbeitsbedingungen auch im zurückliegenden Jahr vielerorts nicht merklich verbessert haben, will das Evangelische Dekanat Wetterau zum Tag der Pflegenden am Freitag (12. Mai) auf die schwierige Situation der Versorgung von Menschen mit Hilfe- und Pflegebedarf aufmerksam machen.

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Motto der Aktion: „Es ist fünf nach zwölf: Zeit zu handeln!“

Verantwortliche des Dekanats und der Kirchengemeinden besuchen deshalb in diesen Tagen Pflegedienste und Einrichtungen in der Wetterau. Das Dekanat schließt sich damit einer Aktion der Diakonie Hessen an.

Pflegeplätze können wegen Personalmangel nicht belegt werden

Die in Deutschland und in Hessen immer prekärer werdende Versorgungslage von Menschen mit Unterstützungs- und Pflegebedarf ist beunruhigend. Eine Umfrage des Devap (Deutscher Evangelischer Verband für Altenarbeit und Pflege e.V.) zeigt, dass etwas mehr als die Hälfte der Pflegeeinrichtungen freie Plätze aufgrund von Personalmangel nicht belegen können; teilweise mussten schon Wohnbereiche geschlossen werden.

Versorgungssituation in der ambulanten Pflege ist prekär

Die Versorgungssituation in der ambulanten Pflege ist noch prekärer: Über 90 Prozent der Dienste mussten in den letzten sechs Monaten Neukunden ablehnen und fast zwei Drittel konnten im selben Zeitraum der Aufstockung von Leistungen ihrer Bestandskunden nicht nachkommen.

Mit Besuchen auf schwierige Lage der aufmerksam machen

Mit Besuchen in Pflege- und Altenhilfeeinrichtungen in diesen Tagen machen die Pfarrer*innen für Klinik- und Altenseelsorge im Dekanat gemeinsam mit weiteren Verantwortlichen und den Kirchengemeinden auf den Pflegenotstand und eine dringend notwendige Pflegereform aufmerksam. Im Gespräch mit Pflegenden wurde deutlich: Es geht nicht nur um eine bessere Bezahlung der Beschäftigten. Die Rahmenbedingungen insgesamt sowie das Image des Berufs und die Anerkennung in der Gesellschaft müssen sich verbessern.

Situation in der Pflege war bereits Thema bei Synode

Der Frage, wie die Situation in der Pflege verbessert werden kann, widmete sich im Frühjahr bereits die Synode des Evangelischen Dekanats Wetterau.

Prof. Dr. Jonas Hagedorn (Jun.-Prof. für Sozialethik an der Ruhr-Universität Bochum), sprach von der „Kostenkrankheit“: Während im verarbeitenden Gewerbe, in großen Fabriken vieles automatisiert und menschliche Arbeit durch Maschinen ersetzt wird, sind soziale Dienstleistungen wie die Pflege weitgehend rationalisierungsresistent. „Eine physische Anwesenheit, ungeteilte Aufmerksamkeit und kommunikative Zugewandtheit gehören zum spezifischer Charakter der Pflegearbeit“, so Hagedorn.

Pflege befindet sich in einem „Trilemma“

In Branchen mit Produktivitätszuwächsen wie im verarbeitenden Gewerbe können Löhne steigen und Arbeitsbedingungen verbessert werden, ohne dass die Gewinnmarge rückläufig ist oder der Preis ansteigt. In der Pflege fehlt ein solcher Produktivitätszuwachs. Gleichzeitig sei die Vergleichbarkeit mit Löhnen und Arbeitsbedingungen in der Industrie notwendig.

Das gehe nicht ohne einen Anstieg der Arbeitskosten und eine Verteuerung der personenbezogenen Dienstleistungen. Das „Trilemma der Pflege“ bewege sich zwischen den Zielen einer erschwinglichen Pflege, einer fürsorglichen Pflege und einer gerechten Pflege in Bezug auf Arbeitseinkommen und -bedingungen der Beschäftigten. Die Realisierung zweier dieser Punkte gehe immer zulasten des jeweils dritten. Es sei nötig, so Hagedorn, einen gemeinsamen Prozess zu initiieren, der fragt wohin sich öffentliche Daseinsvorsorge entwickele.

Abend für Pflegekräfte am 16. Mai

Am 16. Mai lädt die Klinik- und Altenseelsorge im Dekanat gemeinsam mit weiteren Partnern Pflegekräfte zu einem Begegnungsabend in.

 

Hintergrund: Internationaler Tag der Pflege

Der Internationale Tag der Pflege am 12. Mai ist auf den Geburtstag der britischen Krankenschwester Florence Nightingale (geboren am 12. Mai 1820) zurückzuführen. Die Tochter einer wohlhabenden, britischen Familie hat sich schon früh der Pflege kranker Menschen gewidmet und die moderne westliche Krankenpflege begründet. Seit 1967 findet ihr zu Ehren in Deutschland der Tag der Pflege statt.

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