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Aktiver Jugendbeirat prägt die Laubacher Kirchengemeinde mit

Zusammen „Coole Kirche“ auf die Beine stellen

Susanne Schimmel

Kreative Aktionen, Gemeinschaft und Kontakt zu anderen Jugendlichen in der Region – dafür steht die „Evangelische Jugend“ der Kirchengemeinde Laubach. Sechs junge Leute zwischen 15 und 17 Jahren treffen sich seit über einem Jahr regelmäßig im Gemeindehaus und besuchen zudem andere Jugendgruppen in der Landeskirche. Sie bereichern das Gemeindeleben, die Gottesdienste und den Kirchenvorstand und nehmen dabei selbst viel mit. „Ich bin selbstbewusster geworden und habe gelernt, auf andere zuzugehen“, freut sich die 17jährige Leandra Steiß. Sie macht sich viele Gedanken über die Balance zwischen notwendiger Modernisierung und der Bewahrung von Traditionen in der Kirche von heute.

Text: Susanne Schimmel

Mit großer Unterstützung von Gemeindepädagoge Mischa Jung, Pfarrer Jörg Niesner und Kirchenvorsteherin Judith Albert formierte sich der Jugendbeirat im Sommer 2024 um Mirja Kersten, Leandra Steiß, Enricio Stoll und Ella Wätjen. „Seitdem hat er das Gemeindeleben ordentlich mitgeprägt“, lobt Mischa Jung. „Ob in der Arbeit mit Kindern, bei Gottesdiensten, im gemeindeeigenen Jugendraum, bei Gemeindefesten und in der Konfi-Arbeit - Ihre Energie bringen sie an allen Stellen mit ein und sie stecken auch andere immer wieder damit an.“ 

Kletterwald, Kino- und Spieleabende 

Die Jugendlichen nahmen sich zunächst vor, den Jugendraum zu renovieren und umzugestalten, um sich in gemütlicher Atmosphäre austauschen zu können. Im Keller des Gemeindehauses hinter der Kirche werden nun Spiele- oder Kinoabende veranstaltet sowie Jugendgottesdienste und Ausflüge wie in den Kletterwald geplant. Um möglichst viele Laubacher Jugendliche zu erreichen, luden die Initiatoren im Juli vergangenen Jahres während der Fußball- EM die Laubacher Jugend zum Public Viewing ins Gemeindehaus ein. Dann führten sie geschickterweise in der Halbzeitpause die Wahl des Jugendbeirats durch. So gaben sie ihrem Engagement einen offiziellen Rahmen. Seitdem sind die jungen Leute abwechselnd im Kirchenvorstand zu Gast, um einerseits ihre Interessen einzubringen und sich andererseits über das Gemeindeleben zu informieren.

Mit „ganz viel Freude“ erlebt auch Pfarrerin Anke Stöppler aktuell die Jugendlichen der Kirchengemeinde. „Von Zeit zu Zeit schauen sie im Seniorenkreis rein oder helfen mir bei technischen Problemen, da sind Jugendliche viel fitter“, schwärmt die Pfarrerin. „Der Jugendbeirat bereichert unser Gemeindeleben mit seinen Ideen ungemein und bringt auch in unsere Kinder- und Jugendarbeit viel Lebendigkeit und Kreativität!“

„Der Austausch mit anderen inspiriert“

In der „Juleica“-Fortbildung im Oktober 2024 auf dem Flensunger Hof in Mücke lernte die Gruppe wichtige Grundlagen für ihr ehrenamtliches Engagement kennen. Die Jugendleitercard der Landeskirche dient zur Legitimation und als Qualitätsausweis und soll die gesellschaftliche Anerkennung für das ehrenamtliche Engagement zum Ausdruck bringen. Voraussetzung ist die Teilnahme an einer einwöchigen Ausbildung in Workshops nach festgelegten Standards. „Wir lernten, wie man mit Kindern und Jugendgruppen arbeitet und auch schwierigen Kindern mit Respekt und Höflichkeit begegnet und sich nicht von ihnen provozieren lässt“, erzählt Leandra. Zudem hätten sie erfahren, wie man Kindern am besten Lieder lehrt, z.B. mit Bewegungen, oder wie man mit bestimmten Situationen besser umgehen kann. „Das hilft einem auch für das eigene Leben“ ist Leandra überzeugt, „der Austausch mit anderen ist inspirierend.“

Der Beweis dafür war das Highlight des Jahres 2024: Der turbulente Jugendgottesdienst „Eine Art von Liebe“, den die Evangelische Jugend Laubach auf die Beine stellte und dazu die Jugendgruppen vom Juleica-Workshop einlud. Eine gute Gelegenheit, die neuen Bekanntschaften aus dem Frankfurter Raum und der Wetterau zu vertiefen. Thema und Fazit des Events: Nächstenliebe, Selbstliebe und Gottesliebe bedingen einander und funktionieren schlechter allein.

„Man fühlt sich aufgehoben!“

Zudem bringt sich der Jugendbeirat, der inzwischen durch Luan Peschka und Luca Arnold ergänzt wird, bei Gruppenveranstaltungen des Dekanats wie z. B. bei den Konfi-Tagen in Bad Orb ein – „Go(o)d times“ für alle... Auch die gemeindeeigenen Konfi-Ausflüge nach Köln oder Mainz haben sie als Teamer begleitet. „„Die Konfis sollen uns auf dem Schirm haben“, sagt Leandra. „Wir wollen künftig mit ihnen mehr machen und ihnen die coolen Events der Evangelischen Jugend des Dekanats Gießener Land nahebringen, auch über die Konfi-Zeit hinaus.“ Leandra und ihre Mitstreiter*innen empfinden den Jugendbeirat der Kirche als gute Anlaufstelle für Jugendliche im Nachbarschaftsraum, die auf der Suche nach Gemeinschaft und kreativen Aktionen sind. „Kirche an sich kann superschön sein“, meint Leandra. „Außerdem ist sie eine erste, niederschwellige Anlaufstelle bei Problemen. Man fühlt sich aufgehoben und merkt, dass man nicht allein ist, das braucht man heute…“

„Seit die Jugendlichen in unserem Jugendbeirat aktiv sind, ist unsere Gemeinde spürbar jünger, dynamischer und offener geworden“, lobt Pfarrer Jörg Niesner. „Sie bringen frischen Wind mit, schaffen ästhetische Räume, entwickeln Gottesdienste mit und zeigen, wie lebendig Glaube sein kann. Sie denken Kirche neu, stellen auch mal kritische Fragen und sind dabei immer am Puls von Jesus Christus. Es ist beeindruckend zu sehen, wie sie selbst wachsen, ihre eigenen Gaben einbringen und so ein Ort entstanden ist, an dem Gemeinschaft und Glaube auf ganz natürliche Weise gelebt werden.“

Hat Kirche noch Zukunft?

Hat die Kirche noch eine Zukunft? Auch darüber macht sich der Laubacher Jugendbeirat Gedanken. „Kirche muss das richtige Gleichgewicht zwischen Tradition und Coolness finden“, ist Leandra überzeugt. Man solle seine Traditionen nicht aufgeben und sich neu erfinden, nur um einigen Kirchenfernen zu gefallen, sondern allen gerecht werden. „Wenn wir immer nur moderne, kreative Gottesdienste machen, dann sind sie nichts mehr Besonderes.“

Die selbstbewusste Jugend hat auch Pläne und Wünsche für ihre eigene Zukunft: Sie würden gerne über ein kleines finanzielles Budget verfügen, um nötige Kleinigkeiten für ihre Vorhaben unkompliziert kaufen zu können. „Außerdem müssen wir populärer werden und auf „Social media“ präsenter sein“, meint Leandra. „Wir wünschen uns, dass der Jugendbeirat in Laubach mehr auf dem Schirm ist. Wenn die Leute an Kirche denken, dann sollen sie uns mitdenken!“

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