Wiesbadener Osten
Zwei Pfarrer für drei Orte
© Andrea Wagenknecht
19.05.2025
aw
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Thomas Tschöpel, 1967 in Wiesbaden-Dotzheim geboren, engagierte sich als Jugendlicher bereits im Evangelischen Stadtjugendpfarramt. Sein Theologiestudium finanzierte er sich als Taxifahrer in Wiesbaden. Nach seinem Vikariat in Offenbach folgten Stationen in Büdingen, im hessischen Wesertal, in Kassel-Wolfsanger und in der Wetterau. Nun ist er zurück in Wiesbaden und wohnt im Auringen Pfarrhaus.
Der 39-jährige Frederik Ebling wollte eigentlich Pilot werden – wie sein Vater. Doch wegen einer Augenverletzung wurde daraus nichts. Stattdessen entschied er sich für einen Beruf, der ihn mitten ins Leben führte: „Am Pfarrberuf hat mich fasziniert, dass man Menschen ein ganzes Leben begleiten kann - von der Geburt bis zur Beerdigung“, erklärt er.
Ebling war Vikar in Heidesheim und Mainz, danach Pfarrer in Alzey. Mit seiner Frau wohnte er bereits während des Vikariats für einige Jahre im Wiesbadener Westend. Jetzt lebt die Familie mit zwei kleinen Kindern wieder in Wiesbaden – und Ebling lebt sich gerade ein, als neuer Pfarrer im Wiesbadener Osten.
Die beiden Pfarrer teilen sich die drei Orte so auf, dass jeder überall präsent ist: Gottesdienste, Seelsorge, Gespräche, Feste. „Es ist wichtig, dass die Menschen uns sehen und wissen: Wir sind da“, betont Tschöpel.
Die Kita in Naurod betreut Ebling, die dortige Seniorenarbeit liegt bei Tschöpel. Jede der drei Kirche – mit der Autobahnkirche Mendenbach sind es vier – hat ihren eigenen Charakter. „Das finde ich schön, jeder Ort und auch jede Kirche ist eben ein bisschen anders“, sagt Tschöpel.
Die drei Orte gehören künftig zu einem großen gemeindlichen Nachbarschaftsraum, der sich von Naurod über Bierstadt, Kloppenheim, Igstadt und Breckenheim bis nach Erbenheim erstreckt. Eine große Herausforderung – und zugleich eine Chance. „Natürlich gibt es Sorgen, dass das Gemeindeleben vor Ort verloren geht“, räumt Thomas Tschöpel ein. Doch er ist sich sicher: „Es wird vielleicht nicht mehr alles so regelmäßig stattfinden wie früher, aber Gottesdienste, Besuche und Präsenz der Pfarrperson – das bleibt.“
Gerade im ländlichen Osten Wiesbadens ist das Bedürfnis nach Zugehörigkeit zum Ort stark. „Das kirchliche Leben ist hier volkskirchlich geprägt und sehr ortsbezogen“, beobachten die beiden Pfarrer. Immer wieder hören sie Sätze wie: „Das Angebot hätten wir gerne bei uns im Ort.“ Die beiden nehmen das ernst, müssen aber auch schauen, wo man künftig Angebote bündeln kann, so wurde im vergangenen Jahr erstmals die Konfirmandenarbeit zusammengelegt.
Auf die Reform der Landeskirche schauen sie mit gemischten Gefühlen. Ebling findet: „Der Kirche fehlt in dem Prozess eine positive Vision. Wo wollen wir eigentlich hin?“ In Zeiten sinkender Mitgliederzahlen und begrenzter Mittel brauche es kreative Ideen und positive Energie. Beide wünschen sich, dass es gelänge, Menschen zu begeistern – in Gottesdiensten, in Gesprächen - in allen drei Orten.