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Kasual-Ausbildung

Qualifizierte Prädikanten dürfen nun trauen und beerdigen

Foto: Becker-von WolffGruppenbild im Hof des Theologischen Seminars HerbornMenschen in allen Lebenslagen begleiten: Diese Prädikantinnen und Prädikanten dürfen künftig auch Hochzeiten und Beerdigungen leiten. Sie haben an einer Kasual-Ausbildung teilgenommen.

Erstmals haben sich 18 erfahrene Prädikantinnen und Prädikanten im Theologischen Seminar der EKHN in Herborn weiter ausbilden lassen: Sie dürfen zusätzlich zum Feiern von Gottesdiensten mit Taufen und Abendmahl künftig auch Hochzeiten feiern und Beerdigungen leiten.

Foto: Becker-von WolffTeilnehmer sitzen in der Gruppe rund um einen improvisierten AltarTheologische Reflexionen gehören zur Kasual-Ausbildung ebenso wie praktische Übungen.

„Das ist in der Tat neu“, sagt Professor Stefan Claaß, „in der Vergangenheit war das nur in begründeten Ausnahmen möglich. Es musste im Vorfeld vom Dekan erlaubt sein“. Der Professor für Homiletik und Liturgik am Theologischen Seminar der EKHN war gemeinsam mit Professor Peter Scherle, dem Direktor des Theologischen Seminars der EKHN, und der Professorin für Seelsorge, Dr. Constanze Thierfelder, für die Kasual-Ausbildung der Prädikantinnen und Prädikanten zuständig. Die zehn Frauen und acht Männer sind der erste Kurs von Prädikanten, die nun in der EKHN trauen und Beerdigungen halten dürfen.

Theorie und viele praktische Übungen 

In drei Kompakt-Seminaren hat sich der erste Kurs intensiv mit den Kasualien, beispielsweise mit der Präsenz am Sarg oder der Urne beschäftigt. Es gab viele praktische Übungen und als Hintergrund natürlich auch die entsprechende Theorie. Für die Teilnahme haben etliche Prädikanten extra Urlaub nehmen müssen, einige Arbeitgeber haben es als Bildungsurlaub gewährt. „Mir hat das gut getan, der eigenen Theologie an die Wurzel zu gehen“, sagt Beate Brahner-Möhl aus Michelstadt im Dekanat Odenwald, „vieles war besonders wertvoll für mich“. Regina Pfeiff aus Grebenhain im Dekanat Alsfeld sagt: „Die praktischen Übungen waren sehr hilfreich. Ich gehe gestärkt aus der Weiterbildung in den Alltag zurück“. Inge-Lore Moeller aus Wartenberg im Dekanat Vogelsberg war beeindruckt von den Referenten, die „uns bei unserem Wissenstand abgeholt haben“. Jedem Teilnehmer stand für die Zeit der Ausbildung ein Mentor aus dem jeweiligen Dekanat zur Seite: „Neben dem kollegialen Austausch war es für mich besonders hilfreich, direkt Rückmeldungen zu den Predigten zu erhalten“, sagt Marco Schäfer aus dem Dekanat Worms-Wonnegau.

Die größte Gruppe an Prädikanten kam aus der Propstei Nord-Nassau: Unter den Teilnehmern war Dr. Wolfgang Wörner, der Präses im Evangelischen Dekanat an der Dill. Im Hauptberuf ist Wolfgang Wörner Apotheker und hat in den zurückliegenden Jahren viele Gottesdienste im Dekanat als Prädikant gestaltet: „Gut gefallen hat mir die Verbindung von theologischem Fundament, praktischer Übung und der Austausch im Kurs“. Seit 25 Jahren ist Ute Arnold als Prädikantin ehrenamtlich tätig: „Man wächst mit den Herausforderungen und manches muss ja auch nicht sofort sein“, sagt sie mit Blick auf die Möglichkeit künftig auch Beerdigungen leiten zu dürfen. „Es ist gut, dass Prädikanten mit Erfahrung diese Möglichkeit erhalten“, sagt Mario Passauer, der gelernte Maler und Parkettleger, kann die Kasual-Ausbildung anderen Prädikanten sehr empfehlen: „allein wegen dem Austausch!“, sagt er und ergänzt, „es war von Anfang an eine offene und herzliche Gemeinschaft!“       

Ein zweiter Kurs für Prädikanten ist bereits für 2017 in Planung. Prädikanten, die seit mindestens drei Jahren im Verkündigungsdienst tätig sind, können sich bei Interesse mit ihrer Dekanin oder ihrem Dekan in Verbindung setzen.

Von Holger J. Becker-von Wolff

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