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Kirche und Fußball

Buchtipp: Fußball als Metapher für das eigene Leben

Jörn von Lutzau

„Der Heilige Geist ist keine Schwalbe“ von Stadionpfarrer Eugen Eckert ist ein Buch für junge Leser. Darin erzählen Fußballexperten von Steffi Jones über Sebastian Kehl bis hin zu Rudi Völler von den Gemeinsamkeiten zwischen Fußball und dem wahren Leben.

Kösel-Verlag"Der heilige Geist ist keine Schwalbe" von Eugen Eckert ist im Kösel-Verlag erschienen

Vieles im Fußball ist wie im richtigen Leben. Mal läuft es gut, mal muss man eine Niederlage wegstecken. Man darf sich nicht entmutigen lassen, muss Verantwortung übernehmen und manchmal sogar Foul spielen. Über solche und weitere Parallelen hat Eugen Eckert, Stadionpfarrer der Frankfurter Commerzbank-Arena, ein Buch geschrieben. Drei Jahre hat er an den 188 Seiten gearbeitet, in denen insgesamt dreißig Personen zu Wort kommen. 

„Der Heilige Geist ist keine Schwalbe“ ist ein Jugendbuch und soll Jugendlichen im Konfirmationsalter Perspektiven bieten. Hierfür eignet sich der Fußball besonders gut, schließlich ist Fußball eine beliebte Sportart. Die meisten Teenager haben eine Lieblingsmannschaft und viele Lieblingsspieler, wenn nicht gar Idole. Diese Vorbildfunktion möchte Eckert aufgreifen, um durch das Sprachrohr Fußball Jugendlichen aufzuzeigen, wie wichtig es ist im Leben Ziele zu verfolgen. Hierfür hat er sich mit zahlreichen aktiven und ehemaligen Fußballprofis sowie vielversprechenden Nachwuchstalenten, Funktionären und einem Schiedsrichter unterhalten, die in der Sprache des Fußballs einen Ton treffen, der Jugendliche ansprechen soll.

Wer aufgibt, hat verloren!

So berichten die Fußballer, wie sie durch ihren Sport Eigenschaften wie Ehrgeiz, Respekt, Durchsetzungsvermögen und Teamgeist erlernt haben. Dabei fällt vielen auf, dass diese Eigenschaften auch im Leben außerhalb des Platzes gut zu gebrauchen sind. Für Nicht-Fußball-Fans ist das ebenso neu wie die zahlreichen fußballbezogenen Lebensweisheiten, die Eckerts Gäste in den kurzen Kapiteln anführen. „Hinfallen ist keine Schande! Aber aufstehen musst du! Oder: Wer aufgibt, hat schon verloren!“, schreibt zum Beispiel der Trainer des Hessischen Fußballverbandes Dirk Reimöller. Während manche Kapitel nahezu komplett vom Gastautor selbst geschrieben wurden, kommen andere nur mit wenigen Sätzen zu Wort. Auch in Ausdruck und Relevanz gibt es große Unterschiede: Von kurzen Kapiteln ohne nennenswerte Aussage bis hin zu spannenden Erzählungen wird dem Leser einiges geboten. 

Filmreif bekehrt

Besonders lesenswert ist das Kapitel des Profi-Spielers Sebastian Kehl von Borussia Dortmund. Dieser spricht über seine Vorstellungen einer religiösen Erziehung und relativiert den Fußball im Vergleich zu Schicksalen zwischen Kinderprostitution und Tod.

Ebenso lesenswert ist das Kapitel des 15-jährigen Nachwuchsspielers Ahmed Diack von Eintracht Frankfurt, der deutlich reflektierter als manch Erwachsener über seine Vergangenheit, den Fußball und die Religion nachdenkt. Vielen der berichtenden Nachwuchsfußballer ist es wichtig, beim Fußball Spaß zu haben. Darüber hinaus geben sie sich sehr bescheiden und äußern als Ziel, mit Fußball einmal genug Geld zu verdienen, um eine Familie ernähren zu können. Denn Familie ist den meisten heilig. Eine intensivere Beziehung zu Gott haben hingegen die wenigsten. Nur selten berichtet jemand über seine Religiosität, und wenn, dann nur rudimentär. 

Erstaunlich ist die Geschichte des Frankfurter Frauenfußball-Trainers Colin Bell, der von einer fast filmreichen Bekehrung zum Glauben berichtet. Direkt nach dem Kapitel des sehr sparsam theologisierenden Kirchenpräsidenten wirkt dies sehr dick aufgetragen.

Hinter den Kulissen von Eintracht Frankfurt

So ist man sich nicht bei jedem Kapitel sicher, warum es einen Platz in dem Buch gefunden hat. Denn wenn Axel Hellman, Vorstandsmitglied bei Eintracht Frankfurt, von seinen Berufserfahrungen erzählt, ist das bisweilen durchaus interessant, hat aber mit dem Thema des Buches wenig zu tun. Ebenso die Erzählungen Anton Schumachers und Karl Rotters über den Alltag der Eintracht-Nachwuchsspieler in ihrem Internat. Diese sind vielleicht für eingefleischte Eintracht-Fans interessant, haben mit einem normalen Leben jedoch recht wenig zu tun, und noch weniger mit Gott, der wird in diesem Kapitel nämlich gar nicht erwähnt.

So ist Eugen Eckert zwar Stadionpfarrer in der Commerzbank-Arena. Wer deswegen jedoch mit einem stark theologischen Buch rechnet, wird enttäuscht werden. 

Allerdings punktet das Buch durch seine Struktur. So wird jeder Experte in einem Infokasten kurz portraitiert, damit der Leser weiß, mit wem er es zu tun hat. Zudem steht jedem Kapitel ein Absatz voran, in dem Eckert meist mit Bibelzitaten versucht, der folgenden Fußballgeschichte einen theologischen Überbau zu geben. 

Nur für Fußball-Fans

Generell ist „Der Heilige Geist ist keine Schwalbe“ nur etwas für eingefleischte Fußballfans. Wessen Herz nicht für diesen Sport schlägt und für wen es ein simples Spiel ist, wird kein Verständnis haben für die Begeisterung und Leidenschaft, mit der ihm unbekannte Menschen Anekdoten aus der trivialen Welt des Fußballs erzählen. Überzeugte Fußball- und Eintracht-Fans werden spannende Erkenntnisse gewinnen und an diesem Buch Spaß haben. Wer jedoch theologische Ansätze sucht, sollte sich nicht davon täuschen lassen, dass die Texte von einem Pfarrer zusammengetragen wurden.

Fazit: „Der Heilige Geist ist keine Schwalbe“ ist das perfekte Ostergeschenk für alle Eintracht Fans zwischen 13 und 17 Jahren!

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