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Sarkophagöffnung in St. Johannis

Archäologie-Krimi: Ein Hauch von Indiana Jones in Mainz

EKHN/RahnGrabungsleiter Guido Faccani (m.) in der JohanniskircheGrabungsleiter Guido Faccani (m.) in der Johanniskirche

Der Countdown läuft: Am Dienstag wird in der Mainzer St. Johanniskirche ein 1000 Jahre alter Sarkophag geöffnet. Es ist ein waschechter Archäologie-Krimi: Was birgt das Grab im ursprünglichen Dom zu Mainz?

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Grabungsfeld um den Sarkophag in St. Johannis Mainz Dekan Andreas Klodt und Grabungsleiter Guido Faccani (r.) in der Johanniskirche Fund eines Sarkophags aus dem 11. Jahrhunder in der Mainzer St. Johanniskirche Archäologische Grabung in der Johanniskirche Fund eines mittelalterlichen Sarkophags in der Mainzer St. Johanniskirche St. Johanniskirche Mainz Spektakuläre Ausgrabungen im Ostchor der St. Johanniskirche in Mainz
EKHN/RahnSarkophag aus dem Mittelalter in der Mainzer St. JohanniskircheSarkophag aus dem Mittelalter in der Mainzer St. Johanniskirche

Ein Hauch von Indiana Jones weht durch die Mainzer Johanniskirche. Es hat schon etwas von Ägypten und dem Tal der Könige, wenn am Dienstag ein 1000 Jahre alter steinerner Sarkophag im Boden des evangelischen Gotteshauses geöffnet wird. Denn dort gründeten einst die Mauern des ursprünglichen Alten Doms. So sieht es auch der Mainzer evangelische Dekan Andreas Klodt. Er hofft, dass sich dann ein „Missing Link“ in der Historie schließt. Wenn im Fundament tatsächlich ein Bischofsgrab liegt, sind auch die allerletzten leisen Zweifel an der Geschichte der Kirche ausgeräumt. Und dann darf sich St. Johannis ab Dienstag mit Fug und allem wissenschaftlichem Recht Kathedrale nennen.

An alles in der Kirche gedacht?

Grabungsleiter Guido Faccani hat auch schon „Gänsehaut“, oder wie der Schweizer sagt: „Hühnerhaut“. Schon lange schläft er vor Aufregung nicht mehr ruhig. Denn auch für ihn ist die Bergung eines so gut erhaltenen Steinsarkophags aus dem Mittelater eine Premiere. Ob es bei der Öffnung wie in den Hollywoodfilmen von Indiana Jones zugeht? Also mit Hut, mit Peitsche. Eher dann doch nicht. Es wird wohl wie im „Tatort“ am Sonntagabend aussehen. Denn mehr als ein Dutzend Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hat Faccani an den Fundort bestellt. Helle Arbeitskleidung werden sie tragen; Mundschutz inklusive. Dabei sind forensische Anthropologen und Röntgen-Experten. Große Hoffnungen ruhen auch auf einer Forscherin für Textilien und Gewänder aus dem Mittelalter. Faccanis größte Sorge ist derzeit, ob er auch nichts vergessen hat. Was, wenn der 700 Kilo schwere Sargdeckel vom Kran der benachbarten Dombaumeister des Bistums gelüftet wird,  und ausgerechnet eine Wissenschaftsgattung zur Beantwortung einer wichtigen Frage fehlt?  Denn es muss auch alles schnell gehen. Wenn etwas drin ist, wird es von der frischen Atemluft in Windeseile zersetzt.

Wer oder was ist drin im Sarkophag?

Wenn etwas drin liegt. Es ist ein richtiger Archäologie-Krimi, der da am Dienstag in Mainz zu seiner Aufklärung kommt. Mehr als 50 bundesweite Artikel sind dazu schon erschienen. Selbst die Tagesschau und ZDF-heute haben sich angesagt, wenn denn nichts Dramatisches in Berlin, Brüssel oder Washington dazwischenkommt. Alle fasziniert neben einem Hauch Indiana Jones die alles entscheidende Frage: Was ist denn nun drin im alten Sarkophag aus Stein? Dass etwas drin ist, davon ist Grabungsleiter Faccani überzeugt. Der Deckel scheint ungeöffnet. Der Wunschtraum aller Historiker ist nun: Es erscheinen die sterblichen Überreste eines Bischofs im vollen Ornat. Am besten trägt er auch noch einen Siegelring mit eingraviertem Namen. Dann ist die wissenschaftliche Sache geritzt. Der Albtraum der Forscher: Viel Staub oder sogar ein leeres Begräbnis. Wobei Letzteres für Christinnen und Christen nicht unbedingt ein fremdes Phänomen wäre. 

Gehört das Grab einem Erzbischof?

Zunächst war Faccani selbst überrascht, was da bei den Grabungen im Mittelschiff der Johanniskirche noch unter der Schicht aus dem 13. Jahrhundert auftauchte. Erst Anfang des Jahres wurde klar: Es ist ein Steingrab aus dem Mittelalter. Zählt man Urkunden und historisches Wissen eins und eins zusammen, spricht viel für Erkanbald, der dort seine letzte Ruhestätte fand. Der war von 1011 bis 1021 kein geringerer als Erzbischof von Mainz.  

Neue Überraschung in St. Johannis?

Aber St. Johannis ist immer für eine Überraschung gut. Was 2013 mit den Bauarbeiten für eine Fußbodenheizung begann, ist heute eine archäologische Großbaustelle. Die seit dem 18. Jahrhundert evangelische St. Johanniskirche in Mainz entpuppte sich als alter Dom von Mainz. Sie gehört aktuell zu den spannendsten Grabungsstätten Deutschlands.

Darf die Öffentlichkeit auch mal gucken?  

Bei der Öffnung werden nun am Dienstag unter anderem auch Hessen-Nassaus Kirchenpräsident Volker Jung und der der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf zu Gast sein. Der Öffnungs-Tag beginnt mit einer Andacht. Denn bei allem Forschergeist ist auch ein pietätvoller Umgang mit dem alten Grab wichtig. Volker Jung: „Auch wenn das wissenschaftliche und öffentliche Interesse an dem Sarkophag riesig ist, bleib es ein Mensch, der dort begraben liegt. Wir beginnen die Öffnung des Sarges so, um zu zeigen: Glaube, Wissenschaft und Würde gehören zusammen.“ Auch deshalb wird das Grab nach einer kurzen Erforschung Mitte Juni auch wieder verschlossen und bleibt in der Johanniskirche beziehungsweise dem Alten Dom zu Mainz. Eine Ausnahme gibt es aber: Für die Öffentlichkeit ist die Grabungsstelle  am Samstag, 8. Juni, von 11 bis 15.30 Uhr zugänglich. Eingang ist im Ostchor. Guido Faccani und Stadtkirchenpfarrer an St. Johannis, Gregor Ziorkewicz, stehen dann für Erläuterungen bereit. Was auch immer bis dahin im Alten Dom passiert sein mag.  

Weitere Infos: www.alter-dom-mainz.de

 

 

 

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