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Ausgrabungen im alten Dom

Mit Video und Fotos: Mann im 1.000 Jahre alten Sarkophag gefunden

Volker RahnUnter dem mehr als ein Dutzend Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind forensische Anthropologen und Röntgen-Experten.

Die spektakuläre Öffnung eines 1.000 Jahre alten Sarkophags soll die letzten Zweifel an der historischen Bedeutung der Mainzer Johanniskirche ausräumen.

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Die Steinplatten des Sarkophag wiegen rund 700 Kilo. Gehört das Grab einem Erzbischof? Eigentlich sollte der Deckel des Sarkophags nur kurz abgenommen werden, um einen Zerfall der Gegenstände im Inneren durch die Luft zu vermeiden. Der leitende Archäologe Guido Faccani gibt ein erstes Statement ab. Das Medieninteresse an der Sarkophag-Öffnung ist groß. Für Kirchenpräsident Volker Jung (Mitte) ist die Öffnung des Sarkophags wichtig für die gemeinsame Geschichte der evangelischen und der katholischen Kirche in Mainz.

Nach der spektakulären Öffnung eines mittelalterlichen Sarkophags in der evangelischen Mainzer Johanniskirche bleibt vorerst offen, wer darin bestattet wurde. „Es ist eine Priesterbestattung mit höchster Wahrscheinlichkeit“, erklärte der wissenschaftliche Forschungsleiter Guido Faccani. 

Die in dem Steinsarkophag bestattete Person könne aber bislang nicht identifiziert werden. Auch das genaue Alter des Grabes sei noch nicht zu bestimmen. Die Bestattung sei zwischen dem 10. und 13. Jahrhundert erfolgt. Weitere Erkenntnisse erhoffen sich die beteiligten Wissenschaftler von Gewebeuntersuchungen und Analysen der aufgefundenen Textilreste.

Stoff- und Schuhfragmente sollen Hinweise geben

Außerdem soll das Innere des Sarkophags mit einem Metalldetektor abgesucht werden. Bei der Untersuchung des Grabes seien außer den stark zersetzten sterblichen Überresten des Bestatteten auch Stoff- und Schuhfragmente sowie die Reste einer Goldborte gefunden worden, bei denen es sich um Verzierungen eines liturgischen Gewands handelte. Dass es sich bei Goldfragmenten im Kopfbereich um die Reste einer Bischofsmitra gehandelt haben könnte, bestätigte Faccani nicht.

Toter stark verwest

Der Tote sei offenbar bei der Bestattung mit Ätzkalk bedeckt worden, um die Verwesung zu beschleunigen. Daher gebe es nur noch Knochenreste in dem Sarkophag. So seien der Schädel mitsamt den Zähnen komplett zersetzt und auch von den Händen des Toten gebe es bislang keine Spuren. Der Verstorbene sei mit Blickrichtung nach Osten bestattet worden, mit dem Kopf zwischen drei Steinplatten gebettet worden und auf den damaligen Hauptaltar der Kirche hin ausgerichtet gewesen.

Identität unklar — Bischofsgrab möglich

Vor Beginn der aufwendigen Sargöffnung hatten die Forscher die These vertreten, dass in dem Grab der 1021 verstorbene Mainzer Erzbischof Erkanbald bestattet wurde. Falls sich die These belegen lässt, dass es sich bei dem Sarkophag in St. Johannis um ein Bischofsgrab handelt, wäre dies der letzte Beweis dafür, dass St. Johannis der Vorgängerbau des benachbarten Mainzer Doms ist. „Es ist immer noch möglich, dass er es ist“, sagte Faccani. Bislang gebe es zumindest keine Funde, die gegen ein Bischofsgrab sprechen.

Faccani dementierte bei einer Pressekonferenz am Nachmittag die zuvor aufgekommene Information, unter dem mutmaßlichen Bischofsgrab befinde sich ein zweiter Sarkophag. „An dieser Stelle dürfte keiner mehr liegen“, sagte er. Die evangelische Kirche sei nicht enttäuscht darüber, dass es vorerst keine Klarheit über die Identität der in St. Johannis bestatteten Persönlichkeit gibt. „Uns ist ein Erzbischof genauso lieb wie jeder andere Kleriker oder auch Laie“, erklärte der evangelische Mainzer Dekan Andreas Klodt.

Bewegendes Erlebnis für Geistliche und Wissenschaftler

Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung, der die Forschungsarbeiten am Morgen zusammen mit dem katholischen Mainzer Bischof Peter Kohlgraf vor Ort verfolgte, sprach von einem bewegenden Ereignis. Er halte die Vermutung, dass es sich um ein Bischofsgrab handele, für naheliegend.

Nach einer Reihe spektakulärer archäologischer Entdeckungen in St. Johannis steht bereits fest, dass es sich um eine der ältesten Kirchen Deutschlands handelt. Immer neue Funde hatten mehrjährige Grabungen im Inneren des Baus zur Folge. Teile der erhaltenen Kirchenmauern können mittlerweile auf das 5. oder 6. Jahrhundert datiert werden. „Wir wollen, dass diese Kirche als Kirche erhalten bleibt und nicht ein Museum daraus machen“, kündigte Jung an. Fortführung und Abschluss der Arbeiten würden allerdings noch viel Zeit und erhebliche Mittel erfordern. Bislang haben allein die 2013 begonnenen archäologischen Grabungen rund sieben Millionen Euro gekostet.

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