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Kirchentag

Berliner Kirchentag weist in die Zukunft

Wiebke HeßMit einem großen Festgottesdienst auf den Elbwiesen in Wittenberg endet der Evangelische Kirchentag.

Fünf Tage Glaubensfest in Berlin und selten war ein Kirchentag so politisch wie dieser. Im Wahljahr haben Politiker aller Parteien die Chance ergriffen, mit den Christen ins Gespräch zu kommen. Dabei gab es einige Kontroversen, doch die Diskussionen um Flüchtlinge, AfD und Klimaschutz wurden vor allem von einem Fest begleitet.

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Zehntausende Kirchentagsbesucher sind in der Stadt. Die Sicherheitsmaßnahmen sind hoch. Auf Lesbos werden Rettungswesten, die Flüchtlinge für ihre oft lebensgefährliche Fahrt über das Meer nutzten, zu Taschen verarbeitet. Die Stellvertretende Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf kauft eine der Taschen. Für einen Kirchentag sind rund 5.000 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer im Einsatz.

Mit einem Gottesdienst auf der Festwiese in Wittenberg ist der Evangelische Kirchentag zu Ende gegangen. Ungefähr tausend Menschen hatten auf der Festwiese übernachtet, und damit Wittenberg das Festival-Gefühl von Woodstock verliehen. Zehntausende Besucher kamen laut Veranstalter zum Abschluss vom Deutschen Evangelischen Kirchentag in Berlin und den sechs Kirchentagen auf dem Weg auf die Elbwiesen in Wittenberg. 

Der Erzbischof von Kapstadt, Thabo Makgoba, rief in seiner Predigt die nächste Generation zum Einsatz für eine bessere Welt auf: „Hört die Schreie der Mitmenschen und des Planeten“, mahnte der Primas der Anglikanischen Kirche von Südafrika „Seid radikal“, sagte er und „Bitte tut etwas, wenigstens nur eine Sache, um der Liebe, Menschenwürde, Freiheit und um Christi willen.“ Makgoba erinnerte an die Rede von Martin Luther King aus den 1960ern: „Wie King, habe auch ich einen Traum für die Welt. Dass eines baldigen Tages all die narzisstischen, nationalistischen und isolationistischen Parolen unserer Zeit verschwindet.“

Das Protestantentreffen stand im Zeichen des 500. Reformationsjubiläums. Zu den Kirchentagen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen kamen laut Organisatoren rund 50.000 Menschen. Aber das Hauptaugenmerk lag mit 106.000 Dauerteilnehmern auf der Bundeshauptstadt. Über 5.000 Hessen-Nassauer sind nach Berlin gereist. Zu den Höhepunkten gehörte für viele der umjubelte Auftritt von Ex-US-Präsident Barack Obama mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vor dem Brandenburger Tor. Obama berichtete, dass sein Glaube ihn bestärkt habe, nicht nachzulassen in dem Willen, die Welt etwas besser zu machen. 

Zum Artikel: Obama will das Staffelholz an die nächste Generation übergeben

Zum Video: Obama, Lärm und Transsexualität auf dem Kirchentag

 

Die Welt besser machen

Wie die Welt besser aussehen kann, stand auch im Mittelpunkt der Eröffnungsgottesdienste in Berlin. So rief Bischof Onael Shoo aus Tansania in seiner Predigt dazu auf, gegen den Klimawandel zu kämpfen und sich für Frieden einzusetzen.

Zum Artikel mit Bildergalerie: „Gott hat alles gut gemacht, aber er will unsere Mitarbeit“

Zum Video: Berlin feiert den Kirchentag 2017

 

Schicksal Geflüchteter nicht aus dem Blick verlieren

Auch Kirchenpräsident Volker Jung hat gefordert Hilfesuchende stärker in den Blick zu nehmen. Er sagte, dass die Bibel immer wieder von der „Not der Erniedrigten und Überheblichkeit der Mächtigen“ erzähle. Er betonte, es sei „ein großes Drama, dass es nicht gelingt, sichere Fluchtwege für Menschen aus Krisen- und Kriegsgebieten zu schaffen“.

Artikel: Jung: „Not Erniedrigter und Überheblichkeit Mächtiger in Blick nehmen“

 

Von Anschlägen überschattet

Zuversichtlich und gelassen - so hat ein Pfarrer aus Gießen die Atmosphäre am ersten Tagt des Kirchentages beschrieben. Aber nur wenige Tage nach dem Anschlag in britischen Manchester hat es in Ägypten einen erneuten Anschlag auf Christen gegeben. In Ägypten gibt es immer wieder Attacken radikaler Islamisten auf die christliche Minderheit. „Muslime sind Teil unsere Volkes und Teil unseres Landes“, betonte Bundesinnenminister de Maizière. 

Zum Artikel: Friedensbotschaft und Trauer um getötete Christen in Ägypten

Kontroverser Besuch: Im Gespräch mit der AfD

Erstmals hat der Evangelische Kirchentag der AfD ein Podium geboten. Landesbischof Markus Dröge diskutierte mit einer Vertreterin der Partei über die Frage: „Darf ein Christ Mitglied der AfD sein?“ Bei der Diskussion über Menschenwürde, Flüchtlinge und Familienbildern betonte der Bischof: „Die Partei habe gar kein Interesse an sachlichen Diskussionen sondern es gehe ihr um Provokation.“

Zum Artikel: Dröge: AfD-Programm enthält kein christliches Menschenbild

 

Musik aus der EKHN in Berlin

Einen Escape-Room können die Spieler nur verlassen, wenn sie Aufgaben lösen. Sonst bleiben sie gefangen. Aber was ist, wenn es nicht um Rätsel geht, sondern darum sich gegenseitig Respekt zu zollen? Gewalt unter Schülern oder der Umgang mit Flüchtlingen — das EKHN-Musical Respekt gibt den Zuschauern einen humorvollen Impuls zum Thema Respekt mit. 

Zum Artikel: Respekt rockt

Die Songs aus dem Liederbuch „Atem des Lebens“ gehören zu den beliebtesten Gemeindeliedern der vergangenen Jahre. Auf dem Kirchentag präsentierten die Band Habakuk aus Frankfurt und Familie Vogt die Musikstücke. 

Zum Artikel: Weitersingen, was die Reformation geschenkt hat

DFB-Pokalfinale: „Für den Sieg kann man nicht beten“

Vor dem DFB-Pokalfinale haben Fußballfans gemeinsam mit der evangelischen und katholischen Kirche einen ökumenischen Gottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin gefeiert. Er stand unter dem Motto „Hass gehört nicht ins Stadion“, einem Zitat des früheren Bundestrainers Berti Vogts. In seiner Predigt rief der Sportbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Volker Jung zu gegenseitigen Respekt auf. Vor dem Spiel waren die Fans noch optimistisch, doch bei einem Ergebnis von 2:1 hat die Leistung der Frankfurter Eintracht einfach nicht gereicht.

Artikel: Fan-Herzen schlagen für Fairness beim Fußball-Gottesdienst

Artikel: „Gott denkt nicht in Schwarz-Gelb und Rot-Weiß-Schwarz“

Video: Eintracht Frankfurt vor dem DFB-Pokal

 

Die smarte Kirche

Konfi-Arbeit per WhatsApp, twitternde Vikarinnen oder sogar der Gottesdienst bequem per Livestream: Die Kirche setzt verstärkt auf die Digitalisierung ihrer Angebote. Der EKHN-Pfarrer Rasmus Bertram schwärmt von der besonderen Qualität von Gottesdiensten, in denen die Gemeinde live mitwirken kann. 

Artikel: Lobt Gott in allen Straßen, Gassen und Netzwerken

 

Kirche als Heimat für alle Menschen

Der Kirchentag präsentiert sich bunt und vielfältig. Auf dem Podium rund um Inter- und Transsexualität hat auch der Kirchenpräsident der EKHN gesprochen. Er betont: „Gerade diese Menschen, die sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen, haben es schwer sich angenommen zu fühlen.“ Er sieht es als Aufgabe der Kirche zu signalisieren: „Ihr seid uns so wie ihr seid willkommen.“

Zum Artikel: Heimatlos zwischen Mann und Frau

Nach dem Kirchentag in Berlin und Wittenberg ist der Deutsche Evangelische Kirchentag 2019 in Dortmund zu Gast. Das Datum ist vom 19. bis 23. Juni in der westfälischen Stadt. Kirchentagspräsident ist dann der Journalist Hans Leyendecker.

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