Mitmach-Ausstellung über Elektromobilität
Fährst Du noch oder lebst Du schon?
Deutsche Post DHL GroupElektrofahrzeuge der Deutschen Post20.03.2019 epd Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Der Fahrer drückt auf das Gaspedal, das Auto nimmt Fahrt auf. Eine erste Plakatwand taucht am Straßenrand auf: „Die Deutschen geben im Leben 332.000 Euro für das Auto aus“, steht da. Die Insassen bewegen sich bei der Fahrt jedoch nicht vom Fleck. Drei Simulatoren in der Nachbildung eines Autoinnenraums stehen im Zentrum der Mitmach-Ausstellung „elektro +- mobil. Geschichte und Gegenwart einer Zukunftstechnologie“, die vom 21. März bis 13. Oktober im Museum für Kommunikation in Frankfurt am Main zu sehen und auszuprobieren ist.
Elektroautos werden wenig gekauft
Über Elektroautos werde viel diskutiert, aber nur wenige würden gekauft, sagt die Kuratorin Margret Baumann. Rund 54.000 Stück seien in Deutschland bisher abgesetzt worden. Selbst bei Autobauern sei die ökologische Problematik von Verbrennungsmotoren noch nicht gänzlich durchgedrungen, erläutert Baumann. Obwohl BMW der führende Hersteller von Elektroautos auf dem deutschen Markt sei, habe er im November 2018 die neue 8er-Reihe mit dem Werbespruch angeboten: „gebaut, um den Atem zu rauben“. Dies habe einen Shitstorm in sozialen Medien ausgelöst.
Elektroauto ist nicht von Anfang an ökologisch besser
Auf der Fahrt im Simulator wird anhand von Plakatwänden am Straßenrand mit optischen und akustischen Informationen oder Filmen, vor denen der Fahrer mit dem Bremspedal stoppen kann, klar: Ein Elektroauto ist nicht von Anfang an ökologisch besser. Dessen Ökobilanz übertreffe zum derzeitigen Stand der Technik die eines Dieselautos erst nach 150.000 Kilometern Laufzeit. In der Herstellung, Wartung und Entsorgung seien die Emissionen eines Benzin- oder Dieselautos geringer, das Elektroauto habe erst durch den Fahrbetrieb und die Energiebereitstellung eine bessere Emissionsbilanz.
Ökologisch und ethisch nicht unbedenklich ist die Herstellung der Batterien, erfährt man auf der simulierten Fahrt. Ein Akkumulator brauche 22 Kilogramm Lithium, das aus Grundwasser gewonnen werde, sowie zehn bis 15 Kilogramm Kobalt, das vor allem in Minen im Kongo abgebaut werde. Würden Millionen Autos damit ausgestattet, seien die weltweiten Vorkommen relativ schnell erschöpft. Außerdem gilt: „Ein Elektroauto ist nur so grün wie der Strom, mit dem es fährt.“
Eng miteinander verwoben: Energie- und die Verkehrswende
Die Energie- und die Verkehrswende seien eng miteinander verwoben, macht der Abteilungsleiter im Hessischen Wirtschaftsministerium, Bernhard Maßberg, bei der Vorstellung aufmerksam. Die im Pariser Klimaschutzabkommen vereinbarte Senkung des Kohlendioxid-Ausstoßes lasse sich nur mit einem Umstieg in die Elektromobilität erreichen. Allerdings werde dieser eine Transformation der Autoindustrie auslösen. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit rechnet dabei bis zum Jahr 2035 mit einem Verlust von 114.000 Arbeitsplätzen, weiß der Simulator.
Die Schau zeigt nur wenige Objekte. Dazu gehören Papiermodelle vom ersten vierrädrigen Elektroauto in Deutschland, dem „Flockenwagen“ von 1888. Andreas Flocken aus Coburg konstruierte das Auto in Gestalt einer Kutsche ohne Pferd. Neuestes Modell ist der „Sion“, den das Münchener Start-Up-Unternehmen Sono-Motors in diesem Jahr produzieren will. Das Auto soll sich auch über Solarzellen aufladen, die in die Karosserie integriert sind und Strom auch für angeschlossene elektrische Geräte abgeben.
Hansa-Lloyd-Paketwagen von 1928
Als historisches Exponat ist etwa der Batterietrog eines Hansa-Lloyd-Paketwagens von 1928 zu sehen, der als Behälter der einzelnen Batterien an der Unterseite des Postwagens befestigt war. Überhaupt sei die Post vor 100 Jahren die Treiberin der Elektromobilität bis in die 1950er Jahre gewesen, erinnert Kurator Joel Fischer. In Miniatur, nämlich als Spielzeugauto, ist der „Detroit Electric“ aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg ausgestellt - geadelt in den Donald-Duck-Comics als Auto von Oma Dorette Duck.
Museum für Kommunikation Frankfurt, Schaumainkai 53, 60596 Frankfurt am Main
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 9-18 Uhr, Samstag, Sonn- und Feiertage 11-19 Uhr.
Öffentliche Führungen gibt es sonntags um 15 Uhr, außerdem gibt es ein Begleitprogramm zur Ausstellung.
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