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Mikrozensus 2014

Jeder Siebte arbeitet sonntags

Ich-und-Du/pixelio.deKirchen und Gewerkschaften wollen keine Aufweichung des Sonntagsschutzes.Zunehmend normal: verkaufsoffene Sonntage

Sonntagsarbeit ist gesetzlich verboten - eigentlich. Denn zunehmend gibt es auch in Hessen Ausnahmen von dieser Regel. Gegen eine Ausweitung der Sonntagsarbeit hatten Gewerkschaften und zwei evangelische Dekanate im vergangenen Jahr geklagt. Ohne Erfolg?

440.000 Hessen gehen am Sonntag regelmäßig zur Arbeit. Das ist unter allen Beschäftigten ziemlich genau jeder Siebte. Sozialminister Stefan Grüttner (CDU) präsentierte die Zahlen auf eine Anfrage der SPD-Fraktion im Landtag. Er bezog sich dabei auf den „Mikrozensus 2014“, eine repräsentative Erhebung des Statistischen Landesamtes.

Massiv gestiegene Zahlen trotz Verbot

Im Vergleich: 1994 zeigte die Statistik, dass 128.000 Menschen in Hessen sonntags arbeiteten. Innerhalb von 20 Jahren hat sich die Sonntagsarbeit damit verdreifacht. Mit etwa 15 Prozent liegt Hessen „derzeit im Wesentlichen im Bundesdurchschnitt“, wie Sozialminister Grüttner sagte. Wird die Sonntagsarbeit schleichend zur Normalität?

Fakt ist: Die Beschäftigung von Arbeitnehmern an Sonn- und Feiertagen ist nach dem Arbeitszeitgesetz grundsätzlich untersagt. Ausnahmen des Verbotes sind aber kraft Gesetz oder Rechtsverordnung möglich. Solche Ausnahmen gibt es auch in Hessen. Das Sozialministerium gibt an, dass diese sich auf öffentliche und private Dienstleistungen, den Handel und das Kraftfahrzeuggewerbe konzentrierten. Auf eine Klage der Gewerkschaft ver.di und zweier evangelischer Dekanate hin hat das Bundesverwaltungsgericht im vergangenen Jahr aber Bestimmungen für rechtswidrig erklärt, wonach Sonntagsarbeit auch in Callcentern, Videotheken und Büchereien möglich war.

Nur ein Etappensieg

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau kämpft seit Jahren für den Sonntagsschutz. Der steht auch im Grundgesetz, sein Verfassungsrang wird ihm durch die zahlreichen Ausnahmen und Sonderbestimmungen der Bundesländer aber streitig gemacht. Die Evangelische Kirche fordert seit 2013, dass der „Flickenteppich an unterschiedlichsten Bestimmungen für gewerbliche Sonntagsarbeit und verkaufsoffene Sonntage“ (Ulrike Scherf, stellvertretende Kirchenpräsidentin der EKHN) verschwinden müsse.

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