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Aberglaube

Wer hat Angst vor der schwarzen Katze?

stockbart/istockphoto.comDas vielleicht wichtigste Symbol im Aberglauben ist die schwarze Katze. Es heißt, wenn die Katze von links nach rechts den Weg kreuze oder sitzen bleibe, bedeute das Unglück.

Die schwarze Katze ist Symbol für Unglück. Schutzengel sollen vor Gefahr bewahren, der gleiche Stift steht für eine erfolgreiche Prüfung. Im Alltag gibt es Rituale, die Sicherheit geben. Doch wo beginnt Aberglaube?

Von Theresa Röser (Evangelische Sonntags-Zeitung)

Vor mehr als 60 Jahren warfen zwei Fischhändler in der US-amerikanischen Stadt Detroit während eines Eishockeyspiels einen Tintenfisch auf das Spielfeld. Die Mannschaft gewann das Spiel, seitdem ist der Oktopus Talisman des Vereins. Im Fanshop gibt es Tintenfisch-Kuscheltiere zu kaufen, unter dem Hallendach baumeln zwei große Oktopusse und es kommt immer noch vor, dass die Fans einen Tintenfisch als Glücksbringer auf das Eis werfen.

Immer wieder gliedern Symbole oder Rituale den Alltag: Sie kennzeichnen eine Sache oder eine Person, stehen für die Zugehörigkeit zu einem Verein oder einer Initiative. Auf dem Weg zur Straßenbahn oder zum Bus geben Symbole Orientierung oder regeln den Verkehr. Es gibt aber auch Symbole, die mit Negativem in Verbindung gebracht werden: Die schwarze Katze steht für Unglück, Freitag, der 13., ist im Aberglauben ein Unglückstag. Menschen bestimmen ihren Tag durch die Astrologie und legen Karten oder lesen Horoskope.

Abgrenzung zum Christlichen

In der Sprachwissenschaft ist Aberglaube vom Begriff „Afterglaube“ abgeleitet und steht für Gegenglaube. Er ist nicht mit Vernunft zu erklären. „Unter Aberglaube verstehen wir, was nicht zu einer mehrheitsfähigen Weltanschauungsüberzeugung gehört“, erklärt Kai Funkschmidt, wissenschaftlicher Referent der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) in Berlin. „Aberglaube ist ein Abgrenzungsbegriff auch gegen das Christliche.“

Rituale helfen beim Bewältigen des Alltags 

Symbole, Rituale oder Abläufe spielen im Aberglauben eine besondere Rolle. Auch im Alltag vertrauen Menschen auf Rituale. Die Grenze zum Aberglauben ist nicht immer klar definiert. Der gleiche Stift für eine Prüfung, ein Schutzengel am Autospiegel oder ein Kuscheltier als Glücksbringer für die Abiturprüfungen können auch Hinweise auf den Glauben an das Übernatürliche sein.

Viele Sportler schwören auf immer gleiche Abläufe vor den Spielen und Auftritten. „Ritualisierungen helfen bei der Bewältigung des Alltags“, erklärt Kai Funkschmidt. „Routine ist für Menschen sehr wichtig.“ Sie mit Aberglaube zu verbinden, könne in Stresssituationen helfen. „Es gibt Sicherheit, immer das gleiche Ritual auszuführen.“

13 als besondere Zahl

Ein Datum, das mit Aberglaube verbunden wird, ist Freitag, der 13. Er gilt seit Jahrhunderten als Unglückstag. Die Zahl taucht auch in der Bibel in Zusammenhang mit dem letzten Abendmahl auf: Judas Ischariot, der Jesu an die Römer auslieferte, soll der 13. Anwesende gewesen sein. Mindestens ein Freitag im Jahr fällt auf den 13. Tag eines Monats, maximal sind es drei Freitage im Kalenderjahr. Triskaidekaphobie ist der wissenschaftliche und medizinische Fachausdruck für die Angst vor der Zahl 13. Paraskavedekatriaphobie ist die Furcht vor Freitag, dem 13. Die Abneigung kann sogar dazu führen, dass die Betroffenen sich an Freitag, dem 13., krankschreiben lassen. Eine Studie will herausgefunden haben, dass im Durchschnitt drei bis fünfmal mehr Menschen krank am Arbeitsplatz fehlten.

Kettenbrief und Ketten-Nachricht

Im Alltag begegnet uns Aberglaube an verschiedenen Stellen. Ein Ritual, das dem Aberglauben zugeordnet werden kann, sind Kettenbriefe. Als es noch keine E-Mails oder Kurznachrichten gab, waren sie ein beliebtes Ritual. Das waren Briefe mit Nachrichten wie: „Wenn du diesen Brief nicht an zehn Freunde schickst, wirst du nie die große Liebe finden“ oder: „Schicke diesen Brief an die Person, die du zuletzt gesehen hast, sonst ist diese Freundschaft beendet.“

Auch in der Zeit mobiler Endgeräte und sozialer Netzwerke, gibt es solche Rituale. Statt Papier, Kugelschreiber, Umschlag und Briefmarke sind Briefe als E-Mails mit einem Klick weitergeleitet. Wie sehr diese Rituale mit Aberglauben verbunden sind, lässt sich nur schwer herausfinden: Viele erklären sich damit, dass andere dem Ritual folgten und daraus aus Spaß eine Art Gruppenzwang entstehe.

Rituale und Kleidung als Glücksbringer

Im Fußball sind die Abläufe in der Umkleidekabine oft genau geplant. Die Spieler ziehen erst den rechten, dann den linken Schuh an, vertrauen auf das gleiche Trikot wie beim letzten Sieg. Auch Fußball-Bundestrainer Joachim Löw setzte bei der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika alles auf einen Pullover. Er trug am Spielfeldrand das gleiche Kleidungsstück, das der Mannschaft den ersten Sieg im Turnier beschert hatte. Die Weltmeisterschaft endete für Deutschland mit dem dritten Platz. 

Gegenstände bekommen in Zusammenhang mit Situationen eine andere Bedeutung: Die Kiste mit den persönlichen Sachen des ehemaligen Freundes oder der Großmutter steht immer noch im Schrank, zu groß ist die Angst, mit den Erinnerungen ein Stück des Lebens wegzuwerfen. Geschichte haftet an den Dingen und ist unwiderruflich auch mit dem eigenen Leben verbunden. Im Umkehrschluss würde das bedeuten, dass man sich mit dem Wegwerfen der Kiste auch emotional von der Erinnerung lösen könnte.

„Jesus hat die Macht aller Götter, Geister und Dämonen gebrochen“ 

„Aberglaube steckt im Menschen“, sagt Kai Funkschmidt. „Der Mensch ist von Natur aus darauf ausgelegt, Muster zu erkennen“, erklärt der Referent. „Das hilft uns bei der Wirklichkeitsbewältigung.“ Menschen bezeichneten sich selbst oft nicht als abergläubisch. „Jeder sollte wissen, dass es keine Zauberei gibt, die auf übernatürliche Weise Wirkungen entfaltet“, sagt Kai Funkschmidt. „Christlich ausgedrückt, hat Jesus die Macht aller Götter, Geister und Dämonen gebrochen. Der Mensch muss also keine Angst haben, wenn er sich auf Gott verlässt, denn Jesu gehört sein Leben.“

„Aberglaube kann zur Sucht werden, wenn sich Menschen zum Beispiel nicht mehr trauen, eine Entscheidung zu treffen, ohne vorher einen Astrologen anzurufen“, sagt Kai Funkschmidt. Es komme nicht oft vor, dass die Bedeutung von Aberglaube im Alltag exzessive Züge annehme. Zwischen drei und fünf Prozent der Menschen ließen ihr Leben durch Astrologie bestimmen, weiß der Referent. „Aberglaube als Sucht ist kein Massenphänomen“, betont er. 

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