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Weihnachten

Einer Leerstelle begegnen

Man kann vieles feiern, ohne genau zu wissen, warum. Ein Jubiläum ohne Geschichte. Ein Fest ohne Anlass. Man kann sogar eine Geburtstagsfeier ohne Geburtstagskind veranstalten. Nur sinnvoll ist das nicht, findet Dekan Andree Best.

 

Weihnachten ist in diesen Tagen bestens ausgelastet: Lichterketten, Wunschlisten, Glühwein, Familientraditionen, Last-Minute-Geschenke. Auch Ärger: zu hohe Glühweinpreise oder GEMA-Gebühren für Weihnachtslieder – ausgerechnet am Fest der „Stillen Nacht“. Vielleicht sagt diese Abrechnung mehr über unser heutiges Weihnachtsverständnis, als uns lieb ist: Alles wird verrechnet, selbst an einem Fest, das vom Geschenk lebt.

Und doch bleibt eine Leerstelle. Denn das, was Weihnachten ursprünglich ausmacht, ist leise an den Rand gerückt: die Geburt Jesu Christi. Das ist kein Vorwurf, sondern eine Beobachtung. Wir haben Weihnachten säkularisiert und zugleich liebevoll dekoriert. Die Hülle ist noch da, doch wir sind unsicher geworden, was eigentlich darin liegt.

Vielleicht, weil uns das Kind in der Krippe zu verletzlich erscheint. Zu anspruchsvoll. Zu sehr Spiegel unserer Sehnsucht. Denn mit diesem Kind beginnt eine Zumutung: Gott kommt nicht mit Macht, sondern als Bedürftiger. Nicht als Erklärung, sondern als Frage. Nicht als moralischer Zeigefinger, sondern als offene Hand.

Weihnachten sagt: Gott traut sich in diese Welt – in ihre Brüche, ihre Kälte, ihre Unordnung. Und er bleibt. Wer Christus aus Weihnachten herausnimmt, verliert Weihnachten nicht sofort – aber etwas Entscheidendes verschiebt sich: Aus Hoffnung wird Stimmung. Aus Trost Nostalgie. Aus Verheißung Dekoration.

Aber Weihnachten ist stärker als unsere Verkürzungen. Christus drängt sich nicht auf. Er wartet – in der Krippe, im Stall, mitten im Alltag. Meine Einladung an Sie ist, das diesjährige Weihnachtsfest neben den lachenden Kinderaugen, dem guten Essen und dem Leuchten des Weihnachtsbaumes Raum und Zeit zu geben – für Stille und Tiefe, vielleicht für einen Moment der Dankbarkeit für das, was Ihnen im Leben geschenkt wurde.

Dann wäre Weihnachten nicht nur ein schönes Fest, sondern wieder das, was es sein will: eine Geburtstagsfeier mit dem Geburtstagskind. Frohe und gesegnete Weihnachten wünscht


Pfarrer Andree Best
Dekan des Ev. Dekanats an der Dill

 

 

 

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