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Kirchensynode beendet Herbsttagung

Größere Dekanate, mehr Hilfen, weniger Geld und keine Waffen

EKHNHerbstsynode 2013

Volles Programm in Frankfurt: Die Synode hat ihre Herbsttagung mit umfassenden Entscheidungen von der Gebietsreform bis zur Hilfe für Flüchtlinge beendet.

Frankfurt a.M., 23. November 2013. Die Herbsttagung der Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) ist am Samstagabend in Frankfurt am Main mit Beschlüssen zu einer umfassenden Gebietsreform, mehr Hilfen für Flüchtlinge, einer Resolution zum Thema Waffenhandel und der Verabschiedung des Haushalts für das kommende Jahr zu Ende gegangen. Im Zentrum der rund 50 Punkte umfassenden Tagesordnung stand die Neuordnung der Kirchengebiete. In zwei Stufen werden die 47 Dekanate in den kommenden neun Jahren zu 25 größeren Regionen vereint. Sechs neue Dekanate, darunter Groß-Gerau und Rüsselsheim sowie Herborn und Dillenburg entstehen bereits 2016. Drei Jahre später sollen beispielsweise auch Frankfurt und Offenbach sowie Darmstadt-Stadt und Darmstadt-Land folgen. Dekanaten wird dabei die Möglichkeit eingeräumt, die Fusion auch auf das Jahr 2022 zu verschieben. Die hessen-nassauische Kirche hat rund 1,7 Millionen Mitglieder. Zu ihr gehören auch Teile von Rheinland-Pfalz.

Neuordnung der Dekanate: Meilenstein auf dem Weg in die Zukunft

Der Präses der EKHN-Synode, Dr. Ulrich Oelschläger, bezeichnete die Reform des Kirchengebiets als „wichtigen Meilenstein auf dem Weg, unsere Kirche und unsere Arbeit für die Menschen zukunftssicher zu machen“. Nach der intensiven und teilweise kontroversen Debatte rief der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Dr. Volker Jung, dazu auf, „jetzt nicht in den Kategorien ‚Gewinner‘ und ‚Verlierer‘ zu denken.“ Die neuen Dekanate ermöglichten angesichts zurückgehender Mitgliederzahlen „einen flexibleren Spielraum und mehr Möglichkeiten für engere regionale Kooperationen, um die Arbeit in den Gemeinden zu unterstützen.“

Hilfe für Flüchtlinge: Eine Million Euro für eine humanere Gesellschaft

Die Synode beschloss in Frankfurt auch, in die Arbeit mit Flüchtlingen eine Million Euro zusätzlich zu investieren. Unterstützt werden soll damit die Arbeit von Gemeinden, Dekanaten und evangelischen Einrichtungen, die sich in besonderer Weise für Flüchtlinge einsetzen und für eine neue Willkommenskultur eintreten. Daneben sollen Projekte in Krisenregionen gefördert werden wie etwa ein Traumazentrum für Flüchtlinge in Kirkuk oder der Aufbau einer Schule in Syrien. Der Präses der Synode der EKHN, Dr. Ulrich Oelschläger, begrüßte die Entscheidung. „Dieses bemerkenswerte Engagement für den Schutz und die Integration von Flüchtlingen ist ein authentischer Ausdruck unseres Christseins und ein wichtiger Beitrag für eine humane Gesellschaft“. Der Kirchenpräsident der EKHN, Dr. Volker Jung, sagte: „Wir können nicht wegsehen und müssen uns engagieren.“ Er forderte das Land Hessen auf, sich auch finanziell an der Flüchtlingsberatung beteiligen. Dem Land Rheinland-Pfalz legte er nahe, dies noch stärker als bisher zu tun.

Stabile Finanzlage 2014: Sparen bleibt dennoch Herausforderung.

Einstimmig verabschiedet hat die Synode auf ihrer Tagung auch den EKHN-Etat über 556 Millionen Euro für das kommende Jahr. Der Haushalt sieht vor, dass 73 Prozent des Gesamtbudgets in die Arbeit der Gemeinden und Dekanate vor Ort fließen. Allein für die etwa 600 evangelischen Kindertagesstätten will die EKHN rund 40 Millionen Euro aufbringen. Das sind pro betreutem Kind über 1000 Euro an Kirchenmitteln im Jahr. Heinz Thomas Striegler, Leiter der Kirchenverwaltung und Finanzdezernent der EKHN sieht für die Zukunft der EKHN eine „noch stabile Finanzlage“. Zwar seien die Kirchensteuereinnahmen in diesem Jahr gegenüber 2012 um 4,75 Prozent zurückgegangen. Aber angesichts der positiven konjunkturellen Lage in Deutschland dürfe für 2014 mit einem Planansatz von 445 Millionen Euro Kirchensteuern gerechnet werden. Das Sparen bliebe aber eine Herausforderung. Als problematisch bezeichnete Striegler die Umsetzung der Einsparauflagen in der EKHN. Die bisher geltenden jährlichen prozentualen Kürzungen müssten durch einen „mittelfristigen Einsparkorridor“ ersetzt werden. Nur so seien konzeptionelle Änderungen in den Arbeitsbereichen möglich, die zu nachhaltigen Einsparungen führen könnten.

Appell an die Politik: Rüstungsexporte überdenken

In einem Appell forderten die Synodalen bei ihrer Sitzung in Frankfurt von den politisch Verantwortlichen in Deutschland, die gegenwärtige Praxis der Rüstungsexporte zu überdenken. So sollten unter anderem die geheimen Entscheidungen über die Ausfuhr von Waffen im Bundessicherheitsrat abgeschafft sowie ein Exportverbot für Kleinwaffen verhängt werden. Die Delegierten appellierten an die Bundesregierung und den neu gewählten Bundestag darüber hinaus, Rüstungsexporte an kriegführende Staaten und in Konfliktregionen einzustellen. Deutschland sei mittlerweile die drittgrößte Waffenexport-Nation der Welt, heißt es in dem Text mit dem Titel „Rüstungsexporte tragen zur Friedensgefährdung bei“. Waffenexporte bedrohten jedoch die menschliche Sicherheit und gefährdeten den Frieden.

Kirchenvorstände: Jugendliche bekommen mehr Rechte

In den Gemeinden der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau erhalten Jugendliche mehr Rechte. Mädchen und Jungen ab 14 Jahren können künftig als Jugenddelegierte in die Kirchenvorstände gewählt werden. Das hat die Synode der EKHN ebenfalls auf ihrer Tagung beschlossen. Bis zu zwei Jugenddelegierte dürfen demnach an den Sitzungen des Leitungsgremiums vor Ort mit beratender Stimme teilnehmen. Sie erhalten Rede- und Antragsrecht. Daneben können sie in Ausschüsse des Kirchenvorstands entsandt werden. Sobald sie volljährig und damit geschäftsfähig sind, erhalten sie auch das Stimmrecht.

Nachwuchs: Zahl Theologiestudierender steigt

Erfreuliches hat der Personaldezernent der EKHN, Dr. Walter Bechinger, bei der Kirchensynode präsentieren können. Die Zahl der Theologiestudierenden, die sich auf die Liste der EKHN eintragen und damit ihre berufliche Zukunft als Pfarrerin oder Pfarrer bei dieser Landeskirche sehen, ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich angestiegen. Zurzeit liegt sie bei 262 Studierenden. Auch die Zahl der Vikaren und Vikarinnen steigt. Während in den Jahren 2007 bis 2010 nur zehn bis 15 ihre Ausbildung im Theologischen Seminar Herborn begonnen haben, werden seit 2011 wieder 30 angehende Pfarrerinnen und Pfarrer im Jahr ausgebildet.

Ehrenamt: Zehn Jahre Akademie

Die frühere hessische Kultusministerin Karin Wolff hat vor der in Frankfurt am Main tagenden Synode die Bedeutung des Ehrenamtes herausgehoben. Anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Ehrenamtsakademie der EKHN sagte sie, dass es wichtig sei, „das freiwillige Engagement zu leben und das Zusammenwirken zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen zu fördern.“ Wolff ist Vorsitzende des Kuratoriums der Ehrenamtsakademie. In 42 von 47 Dekanaten würden in der hessen-nassauischen Kirche inzwischen Veranstaltungen der Ehrenamtsakademie angeboten. „Das Ehrenamt hat keine Lückenbüßerfunktion“, sagte Wolff. Sie zeigte sich überzeugt, dass es weitere Veränderungen der Kirche mit Auswirkungen auf die Beteiligung der freiwillig Tätigen geben werde. Die ließe auch ihre Verantwortung steigen.

Neue Gesetze: Musik, Dekanate, Zuweisungen

Die Synode beschloss auch Regelungen für die Arbeit in den Dekanaten. Ein neues Gesetz eröffnet Dekanatssynoden und ihren Dekanatssynodalvorständen mehr Gestaltungsmöglichkeiten. So können die Vorstände jetzt eigene Ressortzuständigkeiten einrichten und Aufgaben einfacher an Ausschüsse delegieren. Die neue Dekanatssynodalordnung und Dekanatssynodalwahlordnung soll auch die Umsetzung der Neuordnung der Dekanate im Kirchengebiet vereinfachen helfen. Verabschiedet wurden auch neue Regelungen für die kirchenmusikalische Arbeit. Sie sollen dazu beitragen, die Breite und Qualität des Arbeitsfeldes zu erhalten. So wird beispielsweise die Rolle des Propsteikantorats gestärkt. Gleichzeitig verdeutlicht das Gesetz die enge Verbindung von hauptamtlichem und ehrenamtlichem Engagement in der Kirchenmusik. Die mit Spannung erwartete Debatte über ein neues Verfahren zur Verteilung der Finanzen an die Gemeinden der EKHN wird im kommenden Jahr fortgesetzt. Das Gesetz wurde nach kontroverser Debatte an die Ausschüsse der Synode verwiesen. Der von der Kirchenleitung vorgelegte Entwurf des sogenannten Zuweisungsverfahrens hat das Ziel, zu mehr finanzieller Gerechtigkeit zu führen. Er orientiert sich deshalb bei der Zuweisung der Finanzen an die Ortsgemeinden vor allem an der jeweiligen Mitgliederzahl. Der bisher geltende Sockelbetrag, den alle Gemeinden erhielten, soll dem Entwurf nach abgeschafft werden. Kleinere Gemeinden befürchten dadurch erhebliche Nachteile.

Neue Gesichter: Personalentscheidungen

Schließlich fielen in Frankfurt auch Personalentscheidungen. So ist Christian M. Beck neuer Leiter des Rechnungsprüfungsamts der EKHN. Der 31jährige Diplom-Betriebswirt wird sein neues Amt am 1. Juli 2014 antreten, wenn der derzeitige Leiter Günter Muth in den Ruhestand tritt. Die Politikwissenschaftlerin Dr. Susan Durst aus Zornheim bei Mainz wurde erneut in die Kirchenleitung der EKHN gewählt. Sie war bereits seit 2009 ehrenamtliches Mitglied des Gremiums. Auch sechs von zehn Plätzen im Kirchlichen Verfassungs- und Verwaltungsgericht (KVVG) der EKHN wurden neu besetzt. In das Gericht berufen wurden Dr. Sabine Funk, Michael Ermlich, Dr. Michael Droege, Eckhard Bickel sowie Dieter Schwarz und Dr. Alexander von Oettingen.

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